Frisch gestorben! Cool erlöst!
FESTSPIELE / JEDERMANN-ENSEMBLE
16/06/23 Das nennt man „Festspielgeschichte“: Nicole Heesters kehrt fünfzig Jahre nach ihrem Auftritt als Buhlschaft an der Seite von Curd Jürgens heuer als Jedermanns Mutter auf den Domplatz zurück. Neu sind der Jedermann und seine Buhlschaft mit Michael Maertens und Valerie Pachner. – Schauspielchefin Bettina Hering präsentierte das Jedermann-Ensemble 2023. Geprobt wird seit zehn Tagen.
„Trotz geballter dreißigjähriger Festspielerfahrung“ mit 123 Auftritten habe er großen Respekt vor der Rolle, sagt Michael Maertens. Er ist, es wurde landauflandab berichtet, der neue Jedermann. Unter seinen Vorgängern gebe es „spektakuläre Kollegen“, die er bewundere, etwa Lars Edinger, Ulrich Tukur, Tobias Moretti oder Curd Jürgens. „Ich möchte die Rolle aber auf meine Art spielen und mir nichts abschauen, oder nur so, dass es keiner merkt.“ Dem neuen Jedermann wurde auch eine neue Buhlschaft zugeteilt: Valerie Pachner stand in den letzten Jahren vor allem vor der Filmkamera.
Auf dem Domplatz übernimmt sie eine „historische Doppelrolle“ mit Buhlschaft und Tod. An die Theaterbühne habe sie sich schnell wieder gewöhnt, erzählte die Schaupielerin im Gespräch mit der Schauspielchefin. Geprobt habe sie schon beide Rollen. Das stark im Wandel befindliche Frauenbild beschäftige sie dabei: „Gerade in der Figur der Buhlschaft bündeln sich so viele Frauenfragen – gleichzeitig kann man die ganze Komplexität des Themas nicht nur an einer Figur festmachen.“
Der Jedermann 2023 läuft im Programm als Neuinszenierung. Es sei „ein riesiges Vergnügen und eine unglaubliche Situation, dasselbe Stück dreimal neu inszenieren zu dürfen“, sagt Regisseur Michael Sturminger. „Ich bin im Augenblick der glücklichste Mensch der Welt“. Seine eigene Sichtweise sei „in Bewegung gekommen“. Und das Stück ermögliche ganz verschiedene Zugänge. „Was Max Reinhardt unter den Begriffen Glaube oder Geliebte verstanden hat, hat sich in hundert Jahren verändert. Das Stück lässt sehr viele unterschiedliche Perspektiven zu, das macht es in seiner Abstraktion so faszinierend. “ Sein Konzept habe sich radikal geändert: „Es bleibt kein Stein auf dem anderen.“ Details verrät er nicht.
Jedermanns Guter Gesell kommt auch vom Film zurück auf die Bühne: „Das ist für mich ein großes Abenteuer, ich bin aber erstaunt wie leicht es mir erstmal in den Proben fiel“, sagt Helmfried von Lüttichau. Den Zugang zur Sprache von Hofmannsthal habe er über Gedichte, Rhythmus und „eine spielerisch-musikalische Annäherung“ gefunden. funktioniere.
Ein Schauspiel-Neuling ist tatsächlich auch dabei: Die Allegorie des Glaubens spielt die Sängerin Anja Plaschg. Die Rolle habe sie interessiert, „weil sie in gewisser Weise fragwürdig, vielleicht auch etwas unbeliebt ist“. An ihre erste große Theater-Sprechrolle habe sich sie zusammen mit dem Komponisten Wolfgang Mitterer an „einen sehr musikalischen Entwurf der Rolle“ herangetastet. Die Werke hat Sarah Viktoria Frick schon vor zehn Jahren gespielt. Sie sei überrascht, wie viele Erinnerungen wiederaufkämen. „Es ist gut, dass man intuitiv etwas Neues mit vertrautem Material starten kann“.
Birte Schnöink als des Schuldknechts Weib/Werke und Mirko Kreibich als Schuldknecht/Mammon sind langjährige Ensemblemitglieder am Thalia Theater. Mirko Kreibich freut sich darauf, nochmal bei einem neu besetzten Ensemble dabei zu sein: „Es ist wie ein kleines Theaterwunder und eine Ehre, den Stoff mit Michael Sturminger noch einmal komplett neu zu denken.“
Als „Theaterwunder“ erlebt auch Raphael Nicholas (Nachbarn/Tischgesellschaft/Werke) seine erste Probenarbeit bei den Salzburger Festspielen als Teil des Ensembles. Die gute und bewährte Zusammenarbeit heben auch Katharina Rose (Nachbarn/Tischgesellschaft/Werke) und Emanuel Fellmer (Ein armer Nachbar) hervor. „Das Vertrauensverhältnis zu Michael Sturminger war schon immer sehr groß. Ich bin begeistert von seinem Konzept und von seinem Umgang mit der Herausforderung, uns als Ensemble zu finden – ich freue mich, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten“, so der arme Nachbar.
Die humoristische Seite an ihrem Zusammenspiel als Dicker und Dünner Vetter heben Bruno Cathomas und Fridolin Sandmeyer hervor und betonen, wie gut sie einander ergänzen. Ohne dass sie sich vorher gekannt hätten, müsste man sagen: „It´s a match!“
Aus terminlichen Gründen beim Ensemble-Gespräch nicht persönlich anwesend war Nicole Heesters. Sie kehrt fünfzig Jahre nach ihrem Auftritt als Buhlschaft an der Seite von Curd Jürgens diesen Sommer als Jedermanns Mutter auf den Domplatz zurück. (SF / dpk-klaba)
Bilder: SF / Jan Friese
www.salzburgerfestspiele.at