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Das Ewige Licht in vielen Farbtönen

FESTSPIELE 2023 / OUVERTURE SPIRITUELLE

14/12/22 „Ich stellte mir vor, ich stünde des Nachts vor einem Vorhang und war etwas besorgt, was sich dahinter befinde. Die Auferstehung, die Ewigkeit, das andere Leben...“ Das schrieb Olivier Messiaen 1992 über jenes Stück, das im kommenden Jahr die Ouverture spirituelle der Festspiele eröffnen wird.

Von Reinhard Kriechbaum

Éclairs sur l’Au-delà... Streiflichter über das Jenseits heißt dieses letzte vollendete Werk von Olivier Messiaen, zu hören mit dem SWR Symphonieorchester unter Ingo Metzmacher am 20. Juli in der Felsenreitschule. Es ist mit 141 Instrumenten riesenhaft besetzt, doch der Altmeister der Spiritualität zielte nicht auf Monumentalwirkung, sondern auf Transparenz der Farben und Klänge. Ebenfalls in der Felsenreitschule wird der dann 81jährige Jordi Savall mit seinen Ensembles am 26.Juli Haydns Schöpfung aufführen.

Am gleichen Ort auch die Camerata Salzburg und der Chor des Bayerischen Rundfunks unter Martin Honeck, der sich rund um das Mozart-Requiem ein rechtes Schmankerlprogramm ausgesucht hat, vom Laudate Dominum bis zum Ave verum. Davor – auch Chor-Kulinarik vom Besten – Lux aeterna von György Ligeti.

Lux aeterna ist Motto der Ouverture spirituelle 2023, das Programm kreist also um letzte Dinge. Als „ein stilles und persönliches Gedenken“ betrachtet Peter Sellars Heinrich Schütz’ Musikalische Exequien, komponiert während des Dreißigjährigen Krieges. Der Regisseur setzt diese Chorsätze mit dem Los Angeles Master Chorale szenisch um und kombiniert sie mit dem Sonnengesang der russischen Komponistin Sofia Gubaidulina. Das Stück für Chor, Violoncello und Schlagzeug ist 1997 für Mstislaw Rostropowitsch entstanden, Julia Hagen wird den Cellopart spielen.Es gibt zwei Aufführungen am 20. und 21. Juli in der Kollegienkirche.

Oft wird Altes und Neues kombiniert, etwa in einem Konzert des Huelgas Ensembles und des Minguet Quartetts eine Auswahl aus den Prophetiae Sibyllarum von Orlando di Lasso mit Et Lux von Wolfgang Rihm. Cantando Admont und das Klangforum Wien sind erprobte Partner un kombinieren die Totenmesse von Tomàs Luis de Victoria mit Werken von Claude Vivier, Salvatore Sciarrino und Gérard Grisey.

So manchem Klassiker der Moderne wird man begegnen, etwa Luciano Berios Drittem Streichquartett Notturno oder Sciarrinos Infinito nero – da ist's also unendlich schwarz, im Gegensatz zum ewigen Licht. Akzente auch durch das Medium Film. Derek Jarman konfrontiert die Betrachter in seinem letzten Film Blue mit der monochromen Bildprojektion der Farbe Blau – und dokumentiert zugleich seine AIDS-Erkrankung und seinen bevorstehenden Tod zu einem Zeitpunkt, als er bereits teilweise erblindet und sein Sehen von blauem Licht irritiert war.

Auch in John Cages One11, einem ebenfalls erst kurz vor dem Tod des Künstlers entstandenen Film, spielt das Licht die Hauptrolle. Das Klangforum Wien spielt dazu live Number Pieces von Cage.

Salzburg-Bezüge gibt es mit dem Requiem von Heinrich Ignaz Franz Biber, dem Vox Luminis und der freiburger BarockConsort eine Marien-Litanei von Claudio Monteverdi und ein Stabat Mater von Agostino Steffani gegenüber stellt. Kulinarisch wird man dann hinübergleiten ins „offizielle“ Konzertprogramm der Festspiele, mit dem Deutschen Requiem von Brahms. Christian Thielemann leitet den Wiener Singverein und die Wiener Philharmoniker.

www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / David Ignaszewski; Anne Zeuner; 
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