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Arien, Arien, Arien - Jubel, Jubel, Jubel

FESTSPIELE / YOUNG SINGERS PROJECT

28/08/22 Acht Sängerinnen, sieben Sänger, ein beachtliches Aufgebot an singendem Personal. Ein Soloauftritt für jeden, dazu mindestens ein Auftritt in Ensembles und das Finale aus Mozarts Figaro als leicht übersteuerter Abschluss des Abends, bei dem alle auf der Bühne stehen und lautstark die problematischen Seiten des Menschseins verdrängen im Drängen zum Fest der Liebe.

Von Erhard Petzel

Die Liebe des Publikums war stürmisch, die Gesichter der vom Applaus Gesättigten glänzten vor Schweiß und Glück. Und das mit vollem Recht und Anspruch. Die gebotenen Leistungen im Abschlusskonzert des Young Singers Project am Samstag (27.8.) zeitigten ein vielseitiges, abwechslungsreiches und in höchstem Maß befriedigendes Musikerlebnis. Als allgemeine Ouvertüre erklang jene zu Mozarts La clemenza di Tito, dramatisch und satt, mit ausnehmend breiten Generalpausen von Adrian Kelly dem Mozarteumorchester entlockt. Die Dynamik des Orchesterklangs wird sich später nicht immer gleich und gern den Stimmen unterordnen. Kelly scheint an seine jungen Vokalisten durchaus auch sportliche Aufgaben heran zu tragen.

Es geht Schlag auf Schlag, das Arienwerk von Gluck, Mozart, Rossini und Donizetti wird mehrfach geplündert, dazu Händel, Weber, Lortzing, Meyerbeer, Gounod und Verdi. Auffällig die breite Riege an zwei profunden Bässen und drei Bassbaritonen. Alexander Fritze erweist sich als wandlungsfähiger Buffo-Bass in der Arie des Baculus Fünftausend Taler aus Lortzings Wildschütz und singt einen prächtigen Osmin gegen Jasmin Delfs Blonde. Aleksei Kulagin erntet als Don Ruy Gómez de Silva aus Verdis Ernani für seine stilsichere Bassröhre Bravostürme. Die Bassbaritone bilden einen Schwerpunkt im zweiten Teil. Liam James Karai gibt einen beweglichen Alidoro aus La Cenerentola, Vladyslav Buialsky parlandiert herrlich schmierig mit diffizilen Stimmfarben einen Dulcamara (Liebestrank), Pete Thanapat fühlt sich hörbar wohl in der dämonischen Rolle eines Bertram (Robert le diable).

Dieser dunklen Gruppe stehen nur zwei Tenöre gegenüber. Seungwoo Simon Yang verleiht seinem Mitridate edles Metall, besticht durch elegante Höhensprünge, weiche Verzierungen und lange Phrasen. Ganz gegensätzlich dazu Niklas Mayer, der sein schlankes Organ als virtuoses Instrument im Almaviva bei Rossinis vertrackten technischen Attacken einzusetzen wusste. Er konnte sein Publikum dazu hinreißen, die letzten Schlussakkorde zu zerklatschen. Ein Trio von echtem und geheucheltem Abschiedsschmerz aus Cosi van tutte, ein Sextett der Angst und Wut aus Don Giovanni, ein teilverschlossenes Quintett aus der Zauberflöte bieten weitere Gelegenheiten, mit den Damen aufzutreten, diverse Charaktere zu verkörpern und dem Publikum angenehme Abwechslung zu bieten.

Das Heer hoffnungsfroher Soprane ergießt sich über die Bandbreite von antiken bis romantischen Hosen- und Heroinenrollen. Flora Van Meerssches verzagender Euridice folgt Sofia Vinniks Rache schmetternder und dabei doch nachdenklicher Sesto, Ann-Kathrin Niemczyk führt die entmutigte Iphigenie in herzerwärmende Höhen, während Nicole Chirka in die seelischen Tiefen des bestürzten Idamante absteigt. Serafina Starke setzt den Kontrapunkt zu dieser seriösen Tragik mit einem bühnenstarken und perfekt neckischen Ännchen. Martina Russomanno brilliert als Semiramide mit der Selbstverständlichkeit im Ausdruck, wechselnde Stimmungen mit Rossinischer Stimmakrobatik zusammen zu führen, wofür sie Bravos erntet. Jasmin Delfs setzt als Marie aus Donizettis Regimentstochter nach quälender Zerrissenheit den perfekten Schlusston, Alma Neuhaus ergeht sich volltönend in der Frustration Siébels nach Mephistos Fluch.

Zwei singende Personen aus der Ukraine, eine aus Russland, ein statistischer Umstand ohne Bedeutung. Zwei kommen von Rock und Pop als glänzendes Zeichen der Genre-Durchlässigkeit. Evamaria Wieser, Laura Nicorescu, Alfredo Abbati, Israel Gursky, Adrian Kelly, Andrea Del Bianco, Brenda Hurley und Kai Röhrig sind der ungetrübten Wertschätzung der Allgemeinheit für ihre Arbeit sicher. Das Publikum feierte begeistert die vielversprechenden jungen Kräfte, das Orchester und den Dirigenten.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli
 

 

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