Arien der Liebe, Symphonien der Freude
MOZART-MATINEE / FISCHER / LEZHNEVA
06/08/22 Konzerte, in denen die Befindlichkeiten von Welt und Mensch dekliniert und deren meist nicht so guter Zustand reflektiert werden, sind schon gut und richtig. Festspiele sind ja nicht nur zur Unterhaltung da. Umsomehr beglückt freilich ein Termin, bei dem höchste Spiel-Lust und Kunst zusammentreffen und Freude pur bescheren.
Von Heidemarie Klabacher
Die Mozart-Matinee am Samstag (6.8.) war so ein Fall. Ádám Fischer und das Mozarteumorchester zündeten zum Start die leichtfüßg heitere Symphonie B-Dur KV 319 mit einem „Wums“ – weil Pauken hier nicht vorgesehen sind also mit einem übermütigen Aufstampfen des Dirigenten. Das legendäre Viertonmotiv, das neben in Mozarts erster wie letzter Symphonie auftaucht kommt auch hier nicht zu kurz, spielt sich aber nicht kontrapunktisch sondern geradeu schelmisch auf. Wenn es bei Mozart „Lieblichkeit“ ohne Nähe von Tiefe oder Abgrund geben sollte, dann kommt dem wenig so nahe, wie das Andane von KV 319. der letzen in Salzburg geschriebenen Symphonie, schlicht und doch so farbenreich und geschmeidig gespielt von den Holzbläsern des Mozarteumorchesters, die im Verlauf des Satzes mit den Holzbläsern in Dialog treten. Scheinbar deftig das Menuett mit dem heiter daherstampfenden Trio. Tanzlmusi vom feinsten.
Geradezu rasend schnell, bei größter Päzision in entfaltete Fischer das Finale mit seinem Holzbläser-Tanz in mitten. Mangels Pauken wird vom Dirigenten nicht selten das Podium gestampft. Später in der Haffner-Symphonie meinte man zunächst, die Pauken seien zu tief, weil man sich an den hellen Stampf-Klang des Podests schon gewöhnt hatte.
Zuvor aber sang Julia Lezhneva Mozart-Arien mit konzertierdem Solo-Begleitinstrument. Beginnend mit der Arie des Aminta L’amerò, sarò costante für Sopran, Solo-Violine und Orchester aus Il re pastore KV 208. Zusammen mit Frank Stadler gestaltete die Sopranistin die eher „kleine“ Arie als beinah instrumental gedachte Kostbarkeit. Betörend Lezhnevas piano- und pianissimo-Kunst, die auch noch größere Säle als den „Großen Saal“ mit leisen Tönen füllen würde. Meisterlich gespannt und souverän in den Raum gestellt hat die Sängern die unbegleiteten kleinen Kadenzen. Für die Arie des Sesto Parto, ma tu ben mio mit obligater Bassettklarinette aus La clemenza di Tito KV 621 trat Ferdinand Steiner an die Seite der Sopranistin, auch er mit wundersamen piani und virtuosen Läufen aufstrahlend.
Rezitativ und Rondo Ch’io mi scordi di te? – Non temer, amato bene für Sopran mit Klavier und Orchester KV 505 hätte es besser getan, wenn ein Pianist den Solopart gespielt hätte. Aus welchem Grund auch immer hat sich Adam Fischer persönlich und sehr liebenswürdig durch den Klavierpart buchstabiert. Finesse und Transparenz aufgeholfen hat dieser Einsatz wenig. Drausgebracht hat er die anderen nicht.
Umso überwältigender und musikantischer ausgefallen ist die Symphonie D-Dur KV 385 Haffner, ein Furor an mitreißendem, delikatem – den inneren Linien in jedem Augenblick Gehör verschaffendem – Musikantentum. Überwältigender Jubel für einen Vormittag puren Glücks.
Nicht verschwiegen werden soll – der treffende Titel ist, übersetzt, der Titel vom englischen Programmhefttext! Schöner kann man das schöne Programm und dessen Realisation nicht zusammenfassen.
Bilder: SF / Marco Borelli
Die Matinee wird am Sonntag (7.8.) um 11 Uhr wiederholt - www.salzburgerfestspiele.at