Einspurig, keine Lieferanten-Autobahn
HINTERGRUND / FESTSPIELE / NEUTOR
16/12/21 In seiner aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Bastei hat der Stadtverein Salzburg den Festspielen die Rute ins Fenster gestellt. Im Zuge der Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser – das Großprojekt der nächsten Jahre schlechthin – ist ja auch ein Zuliefer-Eingang im Neutor vorgesehen.
Von Reinhard Kriechbaum
Diese neue Einfahrt soll, stadteinwärts gesehen, im Neutortunnel im unteren Drittel rechts abzweigen und über eine neu zu sprengende Tunnelröhre die Zulieferung von Bühnenbild-Teilen und dergleichen möglich machen. Beim Altstadtverein sorgt das für Stirnrunzeln, steht das Neutor doch als Ganzes unter Denkmalschutz. Auch der erbitterte Bekämpfer der Rehrlplatz-Verbauung, Gemeinderat Christoph Ferch (Liste SALZ), äußerte sich kritisch. Aber wenigstens ist Ferch im Neutor nicht unmittelbarer Anrainer.
Ist also ein neues Portal im historischen Durchbruch durch den Sandstein des Mönchsbergs statthaft? Man möge andere Lösungen prüfen, empfiehlt der Stadtverein des Festspielen. Die haben am Mittwoch (15.12.) Nachmittag, nach der Verabschiedung von städtebaulichen Rahmenbedingungen durch den Gemeinderat, mit einer Presseaussendung gekontert. „Entgegen der Beanstandung des Stadtvereins“ sei „von Anfang an“ ICOMOS (die Denkmalschutz-Behörde, die über das Weltkulturerbe Salzburg wacht) eingebunden gewesen. „Auch die Abbiegung im Neutortunnel wurde in der Planung so redimensioniert, dass nur mehr einspurig in den Zufahrtstunnel eingefahren wird.“
„Die Salzburger Festspiele legen bei der Vorbereitung der ‚Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser‘ größten Wert auf eine transparente Vorgangsweise. Daher wurden bereits in der Anfangsphase der Projektvorbereitungen die Sachverständigenkommission zur Altstadterhaltung, das Bundesdenkmalamt und ICOMOS - die zuständige Organisation zur Prüfung der Vereinbarkeit mit dem UNESCO-Weltkulturerbe - sowie alle für das Projekt zuständigen Ämter der Stadt beteiligt“, sagt Lukas Crepaz, Kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele. „Die Stellungnahmen der Denkmal-, Altstadt- und Welterbeschützer sowie deren Einbindung als Berater in der Jurysitzung zeigen einmal mehr, wie wichtig dem Festspielfonds der sorgsame Umgang mit dem kulturellen Erbe ist.“
Zentrales Anliegen des Projektes ist die Sanierung des Großen Hauses, der Felsenreitschule und des Hauses für Mozart samt Nebenräumen. Um den aktuellen Raumbedarf zur Erfüllung des Arbeitnehmerschutzes und für einen effizienten Betrieb abzudecken, soll der Festspielbezirk um ca. 10.000 Quadratmeter Nutzfläche erweitert werden. Der Großteil der Erweiterungsflächen wird im Berg errichtet.