Springginkerl mit Erfolgsgarantie
FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / WIDMANN
21/08/21 Vielleicht hat's nach dem Konzert am Samstag Schimpf vom Tontechniker gegeben: Aber in seiner Begeisterung macht Jörg Widmann immer wieder Luftsprünge – und dann kracht das Podiumsholz im Großen Saal des Mozarteums. Ob man ihm morgen Sonntag (22.8.), bei der Liveübertragung, einen dämmenden Teppich unterlegt?
Von Reinhard Kriechbaum
Musik kann und soll manchmal zu Luftsprüngen verführen, die Figaro-Ouvertüre ebenso wie die Jupiter-Symphonie, Anfang und Ende einer Wunschprogramm-Matinee. Der letzten in diesem Festspielsommer. Und dazwischen Mozarts Klarinettenkonzert. Herz, was willst du mehr?
Widmann sollte ja eigentlich nicht Jörg, sondern Hans heißen. Er dampft in allen Gassen, Straßen, Wegen und Pfaden. Seit zwei Jahrzehnten will keine Kammermusikreihe, die einigermaßen auf sich hält, auf diesen Ausnahmemusiker verzichten. Da sammelt sich nicht nur sagenhafte Routine an, sondern auch viel Einblick. Und von dem durfte Mozarts Musik, durften die Mitglieder des Mozarteumorchesters an diesem Wochenende so recht profitieren. Das Orchester hat diese drei Werke ja auch im Schlaf drauf. Da trafen sich also Hoch-Erfahrene, und weil Widmann, wenn er dirigiert, ein bisserl ein Springginkerl ist, wirkt seine Musizierlust ansteckend. Viele zufriedene, ja fröhliche Gesichter hat man am Samstag Vormittag wahrgenommen in den Reihen des Orchesters. Ein Indiz für ein ergiebiges Geben und Nehmen – das teilt sich so spontan eigentlich nicht so oft mit.
Die Königsdisiplin freilich: das Klarinettenkonzert. Widmann spannt seinen Ton auf zwischen beinah immateriell anmutendem Singen (erster und zweiter Satz) und spitzer Keckheit (dritter Satz). Reden Physiker bei der Klarinette nicht von „aufschlagender Zunge“? An alles denkt man bei Widmann, wenn er „jenseits von Afrika“ anstimmt, aber gewiss nicht an Physik. Und an irdische Geographie auch nicht. Das ist alles wie im Himmel.
Immer wieder schön, wie viele lyrische Seitengedanken Widmann gerade im Eröffnungssatz aufspürt, wo er dann das Tempo zurücknimmt und dem Orchester Angebote macht, die es unmittelbar umsetzt. Das muss auch noch in der letzten Streicherreihe erfüllend sein. Es braucht keine Dirigierzeichen, es geht alles intuitiv. Widmann und das Mozarteumorchester mit diesem Programm: eine Matinee mit Erfolgsgarantie.