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Neun sind auch ein Orchester

KAMMERKONZERT / RENAUD CAPUÇON UND FREUNDE

11/08/21 Vor hundert Jahren entstand die Bearbeitung von Anton Bruckners Siebter für Kammerorchester von Hanns Eisler, Erwin Stein und Karl Rankl. Stargeiger Renaud Capuçon als „Konzertmeister“ und acht ebenso namhafte Gleichgesinnte aus Frankreich und Österrreich bereicherten mit dieser Fassung das musikalische Festspielgeschehen.

Von Horst Reischenböck      

35 Jahre nach Bruckners Tod hatte Arnold Schönberg drei seiner Schüler mit dem Arrangement der Symphonie Nr. 7 E-Dur WAB 107 beauftragt. Für ein, ob der galoppierenden Inflation dann nicht mehr zustande gekommenes Konzert des von ihm ins Leben gerufenen „Vereins für musikalische Privataufführungen“.

Hanns Eisler, später als Partner Bertold Brechts in der DDR ansässig und auch Komponist der dort kaum gesungenen Hymne, und die beiden weit weniger bekannt gewordenen Kollegen Erwin Stein und Karl Rankl mochten die Arbeit damals zumindest als eine Art Instrumentationsübung ansehen. Das Ergebnis widerspricht der landläufigen Ansicht, viele Köche verdürben den Brei. Ganz im Gegenteil:

Die kammermusikalische Besetzung mit Streichquintett, Klarinette, Horn, Klavier und Harmonium, die den Großen Saal des Mozarteums am Dienstag (10.8.) problemlos füllte, aber akustisch nie überforderte, ermöglicht ohne Einbuße eine intensivere Besinnung auf die Struktur. Kein Verzicht auf Inhalt, aber anstelle sinnlich opulentem Orchesterklang, an den zu keiner Minute mehr gedacht wird, Durchhörbarkeit.

Das begann schon im geschmeidigen Weiterreichen des ausgedehnt den Kopfsatz eröffnenden Hauptthemas durch den Hornisten David Guerrier an die die zentral positionierte Cellistin Julia Hagen. Guerrier ließ auch im Adagio vollkommen vergessen, welche Anzahl an Instrumenten das Totengedenken an Richard Wagner sonst orgeln heißt. Ihm zur Seite die biegsam von Daniel Ottensamer geblasene Klarinette und auf der anderen der Kontrabass von Alois Posch als Streicher-Fundament für Christoph Koncz an der zweiten Violine und den Bratschisten Gérard Caussé.

Dahinter fügte Adélaïde Ferière gelegentlich reizvolle Flötenregister aus dem Harmonium hinzu. Guillaume Bellom am Steinway wiederum rückte verstärkt den rhythmischen Impuls samt dem an Feuerwehrsignal angelehnten Trompetenmotiv im Scherzo ins Bewusstsein. Keine Frage - eine schöne andere Facette des Werkes, das man bei den Festspielen anderthalb Wochen zuvor unter Thielemann mit den Wiener Philharmonikern hatte hören können. Nach dem zündend vorwärtsdrängenden Finale gab‘s begeisterten Applaus und Bravi für alle Beteiligten. „Nur“ eine gute Stunde Spielzeit, trotzdem dankenswerterweise keine Zugabe.

Bilder: SF / Marco Borelli

 

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