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Zeit-Leinwand. Musik-Farbe

FESTSPIELE / ZEIT MIT FELDMAN

05/08/21 Ein frühes und ein spätes, ein kurzes und ein langes Werk – beide von betörender Bewegungslosigkeit... Mit einem extrem ruhigen Abend eröffnete das Klangforum Wien unter Emilio Pomàrico die vierteilige Konzertreihe Still Life – Zeit mit Feldman in der Kollegienkirche.

Von Heidemarie Klabacher

Nebel silbergrau mit gelegentlich aufkommenden pastellfarbigen Akzenten: Das Klangforum Wien unter der Leitung von Emilio Pomàrico spielte Morton Feldmans For Samuel Beckett für 23 Spieler aus dem Jahr 1987. Es war eine Wiedergabe aus einem Guss – wenn auch dieses Wort fast zu dynamisch ist für die gnadenlos in sich ruhenden Klangereignisse. Der Vergleich mit Farbe und Malerei ist im Falle von Feldman OK, sprach doch der Komponist selber von „Zeit-Leinwand“, die er mit „Musikfarbe bemalt“. For Samuel Beckett ist mit gut einer Stunde Spieldauer eines der langen Werke der Spätzeit.

Grundlage ist ein Akkord, ein Cluster, der auseinander fließt, sich kaum merklich verändert. In der Lesart des Klangforums war es ein tiefes Atmen, aber keines der Entspannung, eher eines der letzten Atemzüge. Die Beckett-Assoziation verheißt ja auch nicht innere Ruhe, sondern Erstarrung und Ausweglosigkeit. Dass Angesichts dieses konzeptuellen und klingenden Nihilismus dennoch Momente von Ruhe und Frieden spürbar wurden, verdankt sich der elegant schwebenden Wiedergabe des Klangforum Wien. Emilio Pomàrico entwickelte aus der kaum vorhandenen Bewegung in den Linien der 23 Soloinstrumente weit ausladende Bögen. „Lebendiger“ und differenzierter lässt sich diese stagnierende Musik nicht gestalten.

Eröffnet hat das Klangforum den ersten Abend in der Festsiel-Reihe Still Life – Zeit mit Feldmann in der Kollegienkirche mit Between categories für zwei Röhrenglocken, zwei Klaviere, zwei Violinen und zwei Violoncelli. Auch dieses frühe Stück von nur gut einer Viertelstunde Spieldauer aus 1969 bemalt bereits eine Zeit-Leinwand mit Klang zwischen Piano und Pianissimo. Zwischen Freiheit und Präzision changieren die musikalischen Vorgaben. Frei schwebende Linien einzelner Instrumente haben sich durchaus auch zur gleichen Zeit in gemeinsamen Akkorden zu treffen. Ein aufsteigendes Fünfton-Motiv taucht gegen Endes des Stücks im Klavierpart auf, geistert glitzernd durch die Instrumente. Betörend. Präzise. Ein stiller, reicher Abend.

Die Konzerte der Reihe Zeit mit Feldman - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Michele Maggiali

 

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