Vom Ende-nie-Haben-Wollen
FESTSPIELE / JUGEND / GOLD!
20/07/21 „Das läuft wie geschmiert!“ Jedenfalls läuft es wie geschmiert für den Fischerjungen, der einen Fisch auf dessen Bitten hin ins Wasser zurückgeworfen hat und nun dafür Wunsch um Wunsch erfüllt bekommt.
Von Reinhard Kriechbaum
Vielleicht wäre das gar nicht so schlimm, wenn's nur um die Wünsche des Knaben ginge. Der hofft auf Schuhe, die er prompt bekommt. Ordentliche Sneakers sogar, wie sie heutzutage sogar ein Minister trägt. Das Problem: Da sind noch die Eltern, und die kommen auch auf den Geschmack des Wünschens und des abermals Wünschens. Aufs Wollen und aufs Ende-nie-Haben-Wollen. Dass der Fisch beim Erfüllen all der Maßlosigkeiten immer magerer wird, fällt vorerst nicht so auf.
Gold!, eine nette einstündige Kinderoper von Leonard Evers, erlebt im Rahmen des Jugendprogramms der Festspiele gerade eine Aufführungsserie im Salzburg Museum. Die Geschichte fußt auf dem Märchen Vom Fischer und seiner Frau. „Männlein, Männlein, Timpe Te, / Buttje, Buttje in der See, / Meine Frau, die Ilsebill, / Will nicht so, wie ich wohl will.“
Das ist der dort der Spruch des Fischers, aber so eine maßlose Isebill als maßloses Luxusweibchen, das geht heute ja gar nicht mehr. Da ist der muntre Wünsch-Knabe, den seine Eltern mit immer maßloseren Ideen zum Fischlein schicken, viel besser. Er wäre vielleicht eh für die Fridays-for-future-Idee zu haben...
Die Oper ist so sparsam besetzt wie tunlichst die Wünsche eben ausfallen sollten: mit einer Schlagzeugerin und einem Tenor. Mehr braucht's nicht, um die sich selbst erklärende Geschichte – Maßlosigkeit befördert nicht das Glück, sondern steht diesem krass entgegen – charmant zu erzählen. Mit einfachsten Mitteln auch im Szenischen (Annika Haller, Regie und Bühne; Elise Richter, Kostüme). Nicht mal einen Fisch muss man da projizieren, die Musik ist anschaulich genug. Nachdem sich die nun in Saus und Braus lebende Einkindfamilie auch noch Fernreisen für jeden der drei zu unterschiedlichen Zielen ausdenkt, schlägt die Natur zurück.
In der Premierenvorstellung mit so viel Verhemenz, dass der Schlagzeugerin Vivi Vassileva sogar das Tamtam umkippte. Authentischer kann Katastrophe nicht ausfallen. Die Kleinsten – empfohlen ist's ab sechs Jahren – haben das sicherlich auch gut verstanden.
Für die größeren Hörer gibt’s nette Percussions-Ideen, melodische Marimba in der Hauptsache. Wenn wieder mal ein Wunsch in Erfüllung geht, dann freut sich der Fischerjunge – Jan Petryka – oft im ausgelassenen Dreivierteltakt. Gold! ist mit Recht ein vielerorts aufgeführtes Erfolgsstück des niederländischen Komponisten, es wäre auch jederzeit auch straßentheatertauglich.