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Friede ist immer gut

FESTSPIELE 2021 / OUVERTURE SPIRITUELLE

16/12/20 Die Ouverture spirituelle unter dem Motto Pax war schon für die Jubiläums-Festspiele 2020 geplant und wurde corona-bedingt verschoben. So wird 2021 noch einmal an den Gründungs-Gedanken erinnert, „nach dem Ersten Weltkrieg ein europäisches Friedensprojekt aus dem Geist der Kunst zu schaffen“.

Von Reinhard Kriechbaum

Eröffnet wird am 18. Juli mit Arnold Schönbergs Chorwerk Friede auf Erden und Benjamin Brittens War Requiem mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Mirga Gražinytė-Tyla. Das War Requiem wurde anlässlich der Weihe der kriegszerstörten und wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry geschrieben. „My subject is War, and the pity of War, / The Poetry is in the pity… / All a poet can do today is warn“ (Mein Thema ist der Krieg und das Leid des Krieges. / Die Poesie liegt im Leid … / Alles, was ein Dichter heute tun kann, ist: warnen): Diese Worte des britischen Dichters Wilfred Owen stellte Britten seiner Partitur voran.

The Tallis Scholars widmen sich dem Thema L’homme armé. Der Renaissance-Gassenhauer „Der Mann in Waffen“ bildete die Melodiegrundlage für zahllose Messvertonungen der Epoche. Auch der 1521, also vor fünfhundert Jahren verstorbene Josquin Desprez schrieb eine Missa L'homme armé. Für uns ist es befremdlich, einem sochen Soldatenlied in einem Kirchenmusikwerk zu begegnen. Aber Krieg und Liebe (sei sie geistlich oder weltlich) hängen leider gelegentlich zusammen. Claudio Monteverdis Achtes Madrigalbuch enthält Madrigali guerrieri, et amorosi! Diese hat sich Jordi Savall vorgenommen mit La Capella Reial de Catalunya – an dem Abend ist aber auch das Klangforum Wien dabei, mit Luigi Dallapiccolas Canti di prigionia (einer künstlerischen Reaktion auf Mussolinis „Rassengesetze“)sowie einem bunten Strauß von Da pacem-Vertonungen bis hin zu Arvo Pärt.

Jordi Savall wird nächstes Jahr achtzig. Er leitet ein weiteres Konzert mit dem Officium defunctorum des Cristóbal de Morales, darauf lässt das Klangforum Wien Messiaens Et exspecto resurrectionem mortuorum hören.

Die Formation Meta4 mit Alina Ibragimova (Violine), Jörg Widmann (Klarinette), Clemens Hagen (Violoncello) und Alexander Lonquich (Klavier) widmet sich unter dem Titel Quatuor pour la fin du temps Olivier Messiaens von ihm und anderen Kriegsgefangenen der Wehrmacht in einem Lager bei Görlitz uraufgeführen Quartett undDifferent Trains, Steve Reichs Auseinandersetzung mit dem Holocaust.

Zwölf Konzerte umfasst die Ouverture spirituelle der Festspiele. Da fällt auch die erste Mozart-Matinee hinein mit Haydns Paukenmesse unter Riccardo Minasi und Beethovens Egmont-Musik, dazu eine Textfassung von Tobias Moretti. Das Requiem von Gabriel Fauré und Strawinskys Psalmensymphonie kombinieren das Collegium Vocale Gent und das Orchestre des Champs-Élysées unter Philippe Herreweghe. Luigi Nonos La lontananza nostalgica utopica futura gestalten die Geigerin Patricia Kopatchinskaja (Violine) und der Klang-Regisseur André Richard.

Einige weitere Werke: Karlheinz Stockhausens Inori (eine „Anbetung“ für Tanz-Mimin und kleines Orchester), Konx-Om-Pax von Giacinto Scelsi, No hay caminos, hay que caminar von Luigi Nono, Quod est pax? von Klaus Huber. George Crumb schrieb Black Angels während des Vietnamkrieges.

www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Felix Broede (1) David Ignaszweski (1); Eric Melzer (1)
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