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Windmaschine, Donnerblech und Kolibri

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT VOLODOS

12/08/20 Arcadi Volodos verwandelt den Konzertflügel in ein Orchester. Die imaginären fünf Paukisten verdienen ebenso viel Applaus, wie Flöten und Geigen oder die samtweich streichenden Cellisten. Maestro Volodos strukturiert die von ihm entfachten Klangmassen.

Von Heidemarie Klabacher

Er bedient backstage Windmaschine und Donnerblech und gebietet in der gleichen Sekunde vorne an der Rampe Stille für ein glaszartes Solo von Harfe und Celesta. Es gehört zu den aufregendsten Momenten in einem Konzert von Arcadi Volodos, wenn er nach Sturm und Wind, oder auch nur einer schlichten Kadenz, einen Ton verhallen und aus der noch klingenden Stille ein neues Motiv erblühen lässt.

Mit Franz Liszts Ballade Nr. 2 h-Moll eröffnete Arcadi Volodos sein Konzert im Haus für Mozart, gefolgt von Saint François d’Assise – La Prédication aux oiseaux aus Légendes: Die ersten Vögel ließ er, ohne Pause zwischen den beiden Werken, in die lang verklingende Stille der Ballade hinein zwitschern. Dieses recht fragile Virtuosenstück bietet wenig Raum für pianistischen Theaterdonner. Da betörte Arcadi Volodos mit den wendigen Wechseln zwischen dem feingliedrigen Vogelgezwitscher und den strengen, auch mal einstimmig daherkommenden rezitativischen Passagen des Predigers. Chorgesang und Orgelspiel werden hörbar, hätten in der Lesart von Volods locker eine Kathedrale erfüllt, dennoch bleiben die Vogelstimmen präsent. Grandios gestaltet, diese sich überlagernden und doch so deutlich von einander unterscheidbaren Ebenen! Immer wieder fasziniert der Effekt, in der Stille des noch klingenden letzten Tones die Fülle der neuen Klänge entstehen zu lassen.

Manche Vögel können nur kreischen. Im Roman Der Name der Rose heißt es überhaupt, der Heilige Franz habe Aasvögel um sich versammelt. Das kann nicht stimmen. Arcadi Volodos ließ Kolibris und Adler und Amseln zu Wort kommen.

Den zweiten Teil des Abends, der wie alle Festspielkonzerte heuer ohne Pause über die Bühne ging, widmete Volodos Robert Schumann, dem Marsch aus Bunte Blätter op. 99/11 und der Humoreske B-Dur op. 20. Faszinierend Volodos Umgang mit dem vielgestaltigen Themenmaterial, den mutwilligen Bocksprüngen. Die opulenten oder dramatischen Aufschwüngen lässt der Pianist vor dem Höhepunkt quasi auf dem Absatz kehrt machen und völlig konträre Stimmungen zurückkehren lässt. Einfach spitze.

Dennoch stellte der scheinbar so schlichte Marsch mit seinem überirdischen Trio die doch recht monumentalisch sich gebärdende Humoreske in den Schatten. Seine Qualitäten liegen „innen“ in der Vielgestaltigkeit eine Ruhe, deren Facetten Arcadi Volodos mit ebenso viel Farben zu gestalten weiß, wie Sturm und Wind.

Bild: SF / Marco Borggreve (1); Marco Borelli (1)

 

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