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Auferstehung mit Salto

MOZART-MATINEE / BOLTON

04/08/20 Immer wieder eine Überraschung, die unter Ivor Bolton freilich besonders gut gelingt: Das resurexit im Credo ist geradezu ein Trampolin für den Auferstandenen. Mozarts Waisenhausmesse bekommt opernhafte Züge. Der Publikums-Jubel für Bolton, Mozarteumorchester und Solisten-Quartett war auch mit Mundschutz laut und kräftig und langanhaltend.

Von Heidemarie Klabacher

Der Jubel im Laudamus te im Gloria der c-Moll Messe KV 139 ist schon rein von der Länge und auch von der Virtuosität der beiden Frauenstimmen her bescheidener als der in anderen c-Moll Messe, jener für Salzburg so wichtigen „großen“ KV 427. Die Grundhaltung freilich ist die selbe: Es gibt Momente in der Waisenhausmesse, da schmelzen die 14 Jahre und 288 Köchel-Nummern zwischen den c-Moll Messen des Zwölf- und des Sechsundzwanzigjährigen auf einen Punkt zusammen. Unbeschadet einzelner Längen etwa in Gloria oder Credo von KV 139, die einen spritzigen und textkundigen Zugang erfordern, führt die Waisenhausmesse immer wieder vor Aug und Ohr, was ein Wunderkind ist.

Nicht nur, aber ganz besonders unter Ivor Bolton, wandelt sich das Mozarteumorchester auch mal zum Originalklangensemble. Besonders bei einem so mitreißenden wie geschmeidigen Mozart-Zugang, wie am Sonntag (2.8.) in der ersten der vier Mozart-Matineen, ist man versucht zu postulieren: So – und nur so – klingt Mozart.

Der wendigen Lesart Boltens rückhaltslos vertraut hat das musikantisch ebenbürtig einsteigende Solistenquartett Rosa Feola (Sopran), Katharina Magiera (Alt), Sebastian Kohlhepp (Tenor) und Peter Kellner (Bass). Der Bachchor Salzburg sang untadelig, man hat ihn aber auch schon mit mehr Präsenz, Textdeutlichkeit und Strahlkraft, besonders in den Frauenstimmen, erleben dürfen.

Die effektvolle dreimalige Steigerung im Agnus dei – Tenor, Chor, Solisten – hätte Mozart in einer seiner Wiederverwertungen (à la Davide Penitente KV 469/c-Moll Messe KV 427) in einer Dramatischen Szene dem Opfergang des Helden zum Tempel unterlegen können. Samt dreimaligem Weisheits-Check für den Jungritter. Mozart hat die Szene nicht komponiert, Bolton hat sie trotzdem dirigiert und mit Hilfe des Mozarteumorchesters farbenreich und aufregend in den Raum gestellt.

Adagio und Fuge für Streicher c-Moll KV 546 verbindet man als Salzburger Konzertgeher noch immer beinah untrennbar mit der Camerata Salzburg unter Sándor Végh. Das Mozarteumorchester spielt die Kostbarkeit nicht weniger delikat. Die Fugen-Einsätze kamen – für Bolton-Verhältnisse – geradezu samtpfötig daher. Da hatte man sich viel mehr Stampfen erwartet. Es hat nicht gefehlt.

Der Sopranistin Rosa Feola kam es zu, das wundersamste Sopran-Stück Mozarts zu singen und keine Hörerwartung zu enttäuschen – was sonst sehr oft verbunden ist mit Interpretationsversuchen des Laudate Dominum aus der Vesperae solennes de Confessore für Soli, gemischten Chor, Orchester und Orgel C-Dur KV 339. Die Solistin Rosa Feola, getragen von Mozarteumorchester und Bachchor, ermöglichte geradezu einen Blick in den Himmel. So was tut immer gut.

Die weiteren Mozartmatineen sind am 8., 16. und 24. August und werden geleitet von Andrew Manze, Gianluca Capuano und Ádám Fischer - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Marco Borelli (2); Ben Wright (1)

 

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