Der Smoking kann im Kasten bleiben
SALZBURGER FESTSPIELE / LIVE IM KINO
03/07/20 Die Met ind New York tut es. Covent Garden tut es. Und nun auch die Salzburger Festspiele: Elektra und der Jedermann kommen am Eröffnungsabend live ins Kino.
Von Heidemarie Klabacher
„Der Hunger nach Kultur ist übergroß.“ Die Bespielung der Kinos sei in Corona-Zeiten ein wichtiges Zeichen, so Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler. Sie dankt dem Medienpartner Unitel, der die Aktion technisch möglich macht. Welche Kinos teilnehmen und wann der Vorverkauf startet, werde demnächst bekannt gegeben, melden die Festspiele in ihrer aktuellen Aussendung.
Statt ursprünglich 242.373 Tickets gibt es ausgerechnet im Jubiläumssommer nur 76.698 aufgelegte Karten. Mit der Übertragung der beiden Eröffnungs-Produktionen in Kinos in Österreich, Deutschland und der Schweiz steigt die Reichweite. „Filmstart“ ist am 1. August mit Richard Strauss’ Elektra um 17 Uhr, um 21 Uhr folgt der Jedermann.
Elektra sei jenes Werk, „das die drei Festspielgründer Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt vereint“, erinnert Helga Rabls-Stadler. „1903 wurde Hofmannsthals gleichnamiges Schauspiel in der Regie von Max Reinhardt in Berlin uraufgeführt, drei Jahre später begann Richard Strauss mit der Komposition der Oper, die am 25. Januar 1909 mit großem Erfolg in Dresden uraufgeführt wurde.“
Elektra gehört zu den bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts. Die von der Familie gedemütigte Titelheldig hat nur ein Lebensziel: Vergeltung an ihrer Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Aegisth, den Mördern von Elektras Vater Agamemnon (eh auch kein Heiliger, immerhin wollte dieser die andere Tochter den Göttern opfern für guten Wind, aber doch auch ein Vater). Elektra erwartet vom Bruders Orest, den Vatermord zu rächen. Doch nach vollzogener Rache sieht Elektra keinen Sinn mehr im Leben... Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen führt Krzysztof Warlikowski Regie, „einer der aktuell spannendsten Regisseure“, wie Rabl-Stadler betont. „Sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gab der polyglotte Pole 2018 mit Henzes Bassariden“. Es dirigiert Welser-Möst die Wiener Philharmoniker. Als Elektra debütiert die litauische Sängerin Aušrinė Stundytė bei den Salzburger Festspielen. Elektras Schwester Chrysothemis singt Asmik Grigorian, die 2018 als Salzburger Salome weltweit Aufsehen erregt hat. Tanja Ariane Baumgartner als Klytämnestra, Michael Laurenz als Aegisth und Derek Welton als Orest sind in den weiteren Hauptpartien zu erleben.
Die Fakten sind bekannt, die Faszination ist immer wieder neu: „Mit Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Regie von Max Reinhardt wurden im August 1920 die Salzburger Festspiele aus der Taufe gehoben. Das Mysterienspiel über Leben und Tod ist nicht nur zentraler Bestandteil der DNA der Festspielgeschichte, sondern auch ein einzigartiges Phänomen in der deutschsprachigen Theaterlandschaft: Seit Bestehen der Festspiele wird es jedes Jahr auf dem Domplatz aufgeführt, ist stets als erstes ausverkauft und gilt als eine der größten Herausforderungen und Ehrungen für Schauspieler.“ In der Wiederaufnahme der Inszenierung von Michael Sturminger übernimmt Caroline Peters erstmals die Rolle der Buhlschaft an der Seite des Jedermann von Tobias Moretti, der erst jüngst mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.