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Ein kräftiges "Trotzdem"

FESTSPIELE / PROGRAMM

09/06/20 „Aus jedem Genre etwas zeigen. Nichts auslassen, obwohl wir viel weglassen.“ Das heißt 80.000 Karten statt 230.000. Neu im Programm ist die Oper Così fan tutte. „Nicht zu vergleichen, mit dem, was sonst bei den Festspielen gemacht wird, im schlichten Bühnenbild, ohne das wir die riesige Opernmaschine anwerfen.“ Die Uraufführung von Peter Handkes Zdeněk Adamec steigt im Landestheater.

Von Heidemarie Klabacher

Anstatt der geplanten zweihundert Vorstellungen an 44 Tagen an 16 Spielstätten wird es 110 Vorstellungen an dreißig Tagen auf acht Spielstätten geben. Alle Produktionen des Jubiläumsprogramms, die 2020 nicht zur Aufführung kommen, sollen 2021 gezeigt werden. Das Jubiläumsprogramm wird mit der Eröffnung der Landesausstellung Ende Juli 2020 beginnen und erst im Jahr darauf am 31. August 2021 enden.

Von 1. bis 30. August über die Bühne gehen werden also zwölf Vorstellungen von Elektra und Così fan tutte, 29 Vorstellungen im Schauspiel, mit immerhin zwei Uraufführungen, Peter Handkes Zdeněk Adamec und Everywoman von und mit Milo Rau und Ursina Lardi. 53 Konzerte sind geplant.

Zdeněk Adamec. Eine Szene des Literatur-Nobelpreisträgers 2019 Peter Handke wird am 2. August im Salzburger Landestheater aus der Taufe gehoben. Zugrunde liegt der historische Fall des 18-jährigen Zdeněk Adamec, der sich aus Protest gegen den von ihm als unerträglich wahrgenommenen Zustand der Welt auf dem Wenzelsplatz in Prag verbrannte. Mit Everywoman spüren die Autoren Milo Rau und Ursina Lardi dem englischen Everyman nach, einer mittelalterlichen Moralität aus dem späten 15. Jahrhundert, der wichtigste  Vorlage von Hugo von Hofmannsthals Jedermann.

Die beiden ursprünglich für das Jubiläum geplanten Mozart-Opern Don Giovanni und Die Zauberflöte werden ins Programm 2021 aufgenommen. „Dennoch wollten wir im Jubiläumsjahr auf Mozart nicht verzichten“, sagte Markus Hinterhäuser heute Dienstag (9.6.) bei der Programmpräsentation. So kam es zur Idee „lasst uns doch Così machen, ohne dass wir die riesige Opernmaschine anwerfen“. Regisseur Christof Loy habe eine Regie entwickelt, die „nicht ganz beziehungslos ist, zu dem, was grad passiert“. Dennoch werde die Oper Così und nicht Covid fan tutte heißen. Joana Mallwitz dirigiert die Wiener Philharmoniker und gibt damit ihr Festspiel-Debüt. Sie ist, wie es im Pressegespräch hieß, die erste Frau, die eine Oper bei den Festspielen dirigiert. Elsa Dreisig übernimmt die Rolle der Fiordiligi und Marianne Crebassa jene ihrer Schwester Dorabella. Bogdan Volkov singt Ferrando und Andrè Schuen die Rolle des Guglielmo. Lea Desandre und Johannes Martin Kränzle geben Despina und Don Alfonso. Premiere ist am 2. August im Großen Festspielhaus. (Die Bilder zeigen das Team).

„Das Konzertprogramm der modifizierten Festspiele 2020 beruht auf dem Grundgerüst der Festspielplanungen: also Konzerten mit den Wiener Philharmonikern sowie Gastorchestern, Solistenkonzerten, Liederabenden, Kammerkonzerten sowie Konzerten mit Neuer Musik.“

Nicht stattfinden kann Ouverture spirituelle, „sie sollte die Gründungsmission der Festspiele „als eines der ersten Friedensprojekte“ unter dem Titel „Pax“ widerspiegeln. Die geplanten Veranstaltungen werden jedoch im Juli 2021 nachgeholt, betont der Konzertchef Florian Wiegand. Auch jene Konzertreihen, die speziell für das Jubiläumsjahr erdacht wurden – wie „Zeit mit Feldman“ sowie „Moments musicaux“ –, werden nicht abgesagt, sondern auf das nächste Jahr verschoben. Modifikationen waren auch bei den Spielstätten notwendig. Im Großen Saal des Mozarteums wird heuer nicht gespielt. Die Mozart-Matineen, die Konzerte der Camerata Salzburg, die Liederabende und Kammerkonzerte finden im Haus für Mozart statt: „Kaufmännisch intelligent geplant“ nannte das die Präsidentin. Unter den neuen Regeln habe das Haus für Mozart die gleiche Kapazität wie unter normalen Bedingungen der Große Saal. Der Beethoven-Zyklus mit Igor Levit (im Bild unten) übersiedelt ins Haus für Mozart und, einmal, ins Große Festspielhaus.

In der Kollegienkirche werde die Reihe „Fragmente – Stille“ realisiert. Geplant wurden die Programme gemeinsam mit Ensembles und Künstlern, deren ursprüngliche Projekte abgesagt werden mussten. Den Auftakt machen Emilio Pomàrico und das Klangforum Wien mit in vain von Georg Friedrich Haas. Orchester zu Gast sind das ORF Radio-Symphonieorchester unter Kent Nagano, das West-Eastern Divan Orchestra mit dessen Gründer Daniel Barenboim und die Berliner Philharmoniker unter Chefdirigent Kirill Petrenko. Am Pult der Wiener Philharmoniker stehen Andris Nelsons, Riccardo Muti, Christian Thielemann – mit Elīna Garanča als Solistin – und Gustavo Dudamel – mit Evgeny Kissin am Klavier. Die Liederabende gestalten Matthias Goerne zusammen mit Jan Lisiecki und Benjamin Bernheim mit Carrie-Ann Matheson am Klavier. Die Mozart-Matineen – heuer also im Haus für Mozart – leiten Ivor Bolton, Andrew Manze, Ádám Fischer und Gianluca Capuano, der zum ersten Mal am Pult des Mozarteumorchesters steht.

www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Nicolas Franciscus, Lutz Edelhoff, Luc Jennepin, Robbie Lawrence; Simon Fowler/Erato/Warner Classics Kristina Kalinina; Guido Werner
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