Fräulein Klarinette und der Meister
FESTSPIELE / KAMMERKONZERT WIDMANN / UCHIDA
30/08/19 Klarinettenstücke von der Romantik bis zur Gegenwart aus einem Guss auf einen Sound voller Intensität, Differenziertheit und Klangsinnlichkeit: Der Komponist und Klarinettist Jörg Widmann brillierte mit Schumann, Brahms, Schubert, Berg – und seiner eigenen Fantasie für Klarinette solo aus 1993 als Quintessenz.
Von Heidemarie Klabacher
Mitsuko Uchida, eine der größten, virtuosesten und zugleich subtilsten Pianistinnen unserer Tage, „begleitete“ den Klarintettisten auf seinem Streifzug durch flott geschätzt 150 Jahre Musik für sein Instrument, zog sich – bei aller Delikatesste und mit-musizierender Beredsamkeit – tatsächlich ein wenig auf die Rolle des Begleitens zurück und überließ dem „Solisten“ das Podium.
Dass dieser seinerseits mit umso größerer Differenziertheit auf den delikaten Klavierpart reagierte, versteht sich. Gerade das so akribische Aufeinander-Hören der beiden Solisten-Partner offenbarte faszinierende Querverbindungen, zwischen den Werken so weit auseinanderliegender Tage.
Quintessenz des letzen Kammerkonzerts dieser Festspiele am Donnerstag (29.8.) im Großen Saal des Mozarteum war Jörg Widmanns Fantasie für Klarinette solo aus dem Jahr 1993, Widmanns erstes Werk für sein eigenes Instrument – und eine Zusammenschau all dessen, was der Hörer als Erwartungshaltung an die Klarinette heranträgt: Sehnsüchtige in die Weite klagende und klingende Weise, ländlerisches G'stanzl-Tröten und Gershwin'sches Aufbäumen a la Rhapsody in Blue. Als Interpret seines eigenen Virtuosenstücks fasste der Klarinettist und Komponist die vielen ironischen Versatzstücke in einen launigen - und heftig bejubelten - Reigen.
Alban Bergs Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5 waren jener Teil des Programms, in dem Mitsuko Uchida aus der Rolle der Begleiterin bewusst herausgetreten ist und als Kammermusikpartnerin die Farben ihres Instruments in die Mikrokosmen zwischen romantischer Opulenz und früh-moderner Kargheit eingebracht hat.
Faszinierend war Widmanns Lesart der zwischen Aufbegehren und Entsagung harmonisch hoch modern changierenden Sonate für Klarinette und Klavier f-Moll op. 120/1 von Johannes Brahms. Die Drei Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73 von Robert Schumann kamen daher wie eine charakterliche Vorgwegnahme der drei Teile von Franz Schuberts Hirt auf dem Felsen für Singstimme, Klarinette und Klavier D 965, zu dem Anna Lucia Richter nicht mehr als die erforderlichen Soprannoten beisteuerte. In der schwärmerischen großen Meldodie, im Klagengesang auf Felsenhöhen und im Frühlingsjubel war die Klarintte Star.