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Notabsteige mit Pool

FESTSPIELE / LILIOM

18/08/19 Der aus Gödöllö stammende Kornél Mundruczó ist ein umtriebiger ungarischer Film- und Theaterregisseur. In einer Koproduktion mit dem Hamburger Thalia Theater hat er Liliom von Ferenc Molnár auf der Pernerinsel inszeniert. Die Drastik macht Eindruck.

Von Werner Thuswaldner

Die Schlussfolgerung, dass Mundruczó als Ungar ein besonders guter Molnár-Versteher sein müsste, erwies sich bei der Premiere am Samstag (17.8.) auf der Halleiner Pernerinsel als wenig schlüssig. Was den Berserker Mundruczó an dem von Molnár als „Vorstadtlegende“ bezeichnetem Stück interessierte, sind die Anwandlungen zu exzessiver Brutalität und Rücksichtslosigkeit des „Hutschenschleuderes“ Liliom. Dieser hohle Großsprecher schert sich um nichts und springt als Alkoholiker mit den Weibern um nach Belieben. Ein Mord kommt für ihn durchaus in Frage

So wird er von Jörg Pohl als eindimensionaler Typ mit großem Körpereinsatz gespielt. Szenische Kraftmeierei und Drastik sollen Eindruck machen. Die im Stück angelegte poetische Dimension hat keine Chance. Weniger platt ist einzig Lilioms Geliebte Julie (Maja Schöne) gezeichnet. Sie immerhin darf mehrere Facetten der Figur zeigen.

Dass Liliom nächtens im Budapester Stadtwäldchen Julie zur Kopulation drängt, ist weiter nicht verwunderlich. Ihre Freundin Marie (Yohanna Schwertfeger) gibt im Gebüsch dem Druck auf die Blase nach. Die Figur bleibt blass, ebenso wie Lilioms Arbeitgeberin Frau Muscat. Wer glaubt denn, dass die sich seriös gerierende Oda Thormyer etwas mit dem Schaustellergewerbe zu tun haben könnte?

Zur Notunterkunft, in der Liliom und Julie hausen, gehört ein Pool, in den Liliom und sein krimineller Freund Ficsur (Thilo Werner) nicht oft genug hineinspringen dürfen. Das hat Regisseur Mundruczó gerne. Eine lange Passage wird zur Abwechslung als Video gezeigt. Frank Castorf hat uns das in seinen Inszenierungen bis zum Überdruss vorgeführt.

Die Übertragung von Alfred Polgar aus dem Ungarischen wollte das Team nicht einfach übernehmen und hat Hand an den Text gelegt. Das Resultat ist ein veritables Gemurkse, das sich vor allem zu Beginn, an den Lilioms Aufnahme ins Jenseits vorverlegt wird, lähmend auswirkt. Eine Gruppe von Durchschnittsgestalten betätigt sich, dümmlichen Text sprechend, als Jury, die über den unbeugsamen Liliom entscheiden soll. Der wirkliche Schluss zieht sich dann, Mundruczó findet zu keinem Ende.

Unbedingt muss noch Monika Pormales Bühnenbild erwähnt werden: Zwei Roboterarme erledigen die Umbauten. Ja, die moderne Technik, erfahren wir auf diese Weise, erfasst sämtliche Lebensbereiche. Teile des Publikums waren hingerissen.

Aufführungen bis 28. August auf der Halleiner Pernerinsel – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Matthias Horn

 

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