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Meistergeigerin mal Zwei

FESTSPIELE / WEST-EASTERN DIVAN ORCHESTRA / MUTTER

17/08/19 Anne Sophie Mutter ist ein Phänomen. Seit über vierzigJahren konzertiert sie in allen wichtigen Musik-Metropolen weltweit. Wie auch jetzt wieder im Großen Festspielhaus. Anne-Sophie Mutter mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim – eine Klasse für sich.

Von Helmut Christian Mayer

Das Programm war ungewöhnlich mit zwei Violinkonzerten, zwei extrem diffizilen Virtuosenstücken: Zuerst das Violinkonzert Nr. 1 Anne-Sophie vom Dirigenten, Pianisten und Komponisten André Previn, eine Liebeserklärung an seine damalige Verlobte, die er auch bald nach der Uraufführung in Boston 2002 heiraten sollte.

Deshalb packte Previn etwa auch in den dritten Satz Anne-Sophie Mutters liebstes Kinderlied Wenn ich ein Vöglein wär in Form von ungemein raffinierten Variationen hinein.

Dieses der romantischen Tradition verpflichtete, gelegentlich mit Referenzen an die Moderne und an den Film komponierte, höchst anspruchsvolle Werk spielte die Ausnahmegeigerin mit immer durchhörbarer, sauberster Tongebung, exakter technischer und rhythmischer Ausformung, vielen sensiblen Tönen, vor allem mit extrem ausgereizten sowie kaum mehr hörbaren Pianissimi und tiefen Emotionen.

Genauso qualitätsvoll erklang auch das einzige Violinkonzert von Jean Sibelius, dessen einziges Konzertstück überhaupt. Ein wenig nasenrümpfend wird es immer wieder völlig unzutreffend als spätromantischer rhapsodischer Virtuosenreißer abgetan. Vor allem den sanglichen Mittelsatz, ein schwermütiges Adagio, wurde von Mutter mit großer Schönheit ausgeschmückt. Geradezu funkensprühend folgte das etwas bizarre aber glanzvolle, rhythmisch ungeheuer wirkungsvolle Finale.

Ungemein zurückhaltend und rücksichtsvoll begleitete das West-East Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim, der dieses bei den Piani extrem zurücknahm. Für den großen Jubel bedankte Anne-Sophie Mutters sich mit einem Encore von Johann Sebastian Bach. Die Matinee am Freitag (16.8.) beschloss Ludwig van Beethovens Siebte unter dem befeuernden Dirigenten Barenboim: Energiegeladen, spielfreudig, ungemein vital, furios in den Ecksätzen, mit vielen dynamischen Abstufungen besonders beim berühmten Trauermarsch. - Stehende Ovationen!

Bilder: SF / Marco Borelli

 

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