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Vorgesang für Festspiele

SALZBURGER FESTSPIELE / FEST ZUR FESTSPIELERÖFFNUNG

28/06/19 Während die Ouverture Spirituelle still die Seelen einstimmt, sammeln sich die Festspiele für ihren scharfpunktierten Einsatz. Ihr Erwachen aus der Meditation soll auch das Publikum aufschrecken lassen: Die Eröffnung des Festes ist selbst ein Fest.

Von Franz Jäger-Waldau

„In Salzburg ist alles mit der Welt verwoben.“ Organisatorin Renate Stelzl muss im eigenen Wort innehalten und übergibt es an Demokrit: „Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Wanderung ohne Einkehr.“ Ihre Flanke deckt die immer, vielleicht unwillkürlich, an die in den Spitzen der Organisation erhaltene Menschlichkeit erinnernde Präsidentin Helga Rabl Stadler: „Es ist uns ein großes Anliegen, dem Motto von Max Reinhardt ‚die ganze Stadt ist Bühne‘ zu entsprechen und mit allen Salzburgern und den Gästen unserer Stadt in den Festspielsommer hineinzufeiern“.

Vom 19. bis zum 20. Juli sind 72 Programmpunkte an 31 Spielorten anberaumt: Musik, Schauspiel, Lesungen, Ausstellungen und Tanz – in kleineren Rahmen, aber auf gleichem Rang mit dem Hauptprogramm: Seit Jahren mimt Peter Lohmeyer den Tod in Hugo von Hofmannsthals Jedermann. Für das Fest zur Festspieleröffnung zeigt er sich emphatischer: Zugunsten der Österreichischen Krebshilfe wird er in der Szene Salzburg aus einem – bis dahin ungenannten – Text lesen. Auch seine Ensemble-Kollegin Mavie Hörbiger und Marie-Lou Sellem, die im Sommer in Maxim Gorkis Sommergästen zu sehen sein wird, nehmen sich Zeit, ausgewählte Texte vorzutragen.

Horváths verstörender Text Jugend ohne Gott wird seinen Weg auf die Bühne der Salzburger Festspiele finden. Das Fest lässt seine BesucherInnen im Landestheater eine Probe daraus mitzuerleben. Anschließend geben Regisseur Thomas Ostermeier und Dramaturg Florian Borchmeyer in einem Gespräch weitere Einblicke in die Produktion, die am 28. Juli Premiere hat.

Ohne seine Musik stotterte ein Vorgesang nur leere Worte: Neben klassischen und tanzbaren Werken werden etwa die Mitglieder des œnm zeitgenössische französische Musik von Gérard Pesson, Maurice Ravel, Olivier Messiaen und Pascal Dusapin präsentieren. Dusapin, dem im Rahmen der dies-jährigen Festspiele ein Schwerpunkt gewidmet ist, bezieht seine Inspiration in besonderem Maße durch außermusikalische Einflüsse, etwa Literatur, Theater oder bildende Künste. Er schafft rhythmisch hochkomplexe, für die Musiker aufwändig zu erlernende Partituren.

Aber Salzburg muss sich nicht ständig über die ganze Welt strecken: Der volkskulturelle Höhepunkt des Festes ist der Salzburger Fackeltanz, bei dem etwa 100 Paare der verschiedenen Brauchtumsgruppen aus Salzburg und dem Umland 13 Figuren zeichnen. Dabei erhellen sie mit ihren Fackeln das Dunkel der Nacht auf dem Residenzplatz.

„So, jetzt muss ich aber, ich fahr nämlich jetzt dann gleich in die Weltstadt namens Künzelsau“, schließt Rabl Stadler das Gespräch.

Das Fest zur Festspieleröffnung vom 19. bis zum 20 Juli. Gesamtes Programm: www.salzburgerfestspiele.at

 

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