Unruhestifter und Genius
IM PORTRÄT / PETER SELLARS
17/05/19 „Peter Sellars zählt zu jenen Künstlern, die mir gezeigt haben, was Musiktheater sein kann und sein muss“, sagt Intendant Markus Hinterhäuser. „Er glaubt an die bewegende Kraft der Kunst und überwältigt uns mit seiner Neugier und seinem Enthusiasmus immer wieder aufs Neue.“ Peter Sellars wird am 27. Juli in der Felsenreitschule die Festrede bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2019 halten.
Er inszeniert die Eröffnungsoper – Idomeneo – und nun eröffnet er die Festspiele überhaupt: Peter Sellars hält am 27. Juli in der Felsenreitschule die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2019. Unter dem Titel „Das Meer als Erzähler: Globaler Wandel und kulturelles Wirken“ spricht Sellars über „Die Bedeutung und Dringlichkeit einer ‚ökologischen Zivilisation‘ für die nächste Generation“. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler zur Wahl des Festredners: „Peter Sellars ist der ideale Redner – oder richtiger ausgedrückt – der ideale Aufrüttler, in weltpolitisch beunruhigend unruhigen Zeiten. Max Reinhardt erdachte mitten im Ersten Weltkrieg die Salzburger Festspiele, fest überzeugt von der Kraft der Kunst. Genau diese Überzeugung gibt den Inszenierungen von Peter Sellars ihre Kraft.“
Der US-Amerikaner Jahrgang 1957 ist einer wichtigsten Opern- und Theaterregisseure weltweit. „Mit seinen innovativen Interpretationen von Meisterwerken und mit Gemeinschaftsprojekten in Zusammenarbeit mit einer außerordentlichen Bandbreite an Kunstschaffenden hat er sich internationales Ansehen erworben“, so die Festspiele in ihrer Aussendung heute Freitag (17.5.). Seine Arbeit als Opernregisseur führte ihn an die Niederländische Nationaloper, die English National Opera, die Lyric Opera of Chicago, die Pariser Opéra oder die San Francisco Opera.
Bei den Salzburger Festspielen debütierte Peter Sellars 1992, im ersten Jahr der Intendanz seines langjährigen Wegbegleiters Gerard Mortier. Seine Inszenierung von Olivier Messiaens Saint François d'Assise wurde zum Symbol für das „Neue Salzburg“, so die Festspiele. Die Produktion hat sich tatsächlich im kollektiven Opern-Gedächtnis unverrückbar festgeschrieben.
Auch Markus Hinterhäuser setze auf die „beeindruckende politische Deutungskraft“ von Peter Sellars Inszenierungen. 2017 vertraute er ihm die Eröffnungsoper seiner Festspielintendanz an: „Gemeinsam mit Teodor Currentzis setzte Peter Sellars Mozarts späte Oper La clemenza di Tito als ergreifende Vision über die Kraft der Gerechtigkeit und der Versöhnung in der Felsenreitschule in Szene.“ Im Festspielsommer 2019 widmet sich das Sellars/Currentzis Duo mit Idomeneo erneut einer Opera seria Mozarts.
Peter Sellars hat bedeutende Kunstfestivals geleitet, wie etwa das Los Angeles Festival 1990 und 1993 oder das Adelaide Festival of Arts 2002. In Wien war er 2006 künstlerischer Leiter von New Crowned Hope, einem einmonatigen Festival zur Feier von Mozarts 250. Geburtstag, für das er Künstler unterschiedlicher kultureller Herkunft aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Film, Bildende Kunst und Architektur eingeladen hat.
Peter Sellars ist Professor im Department of World Arts and Cultures an der University of California in Los Angeles. Er ist Kurator des Telluride Film Festival in Colorado und war Mentor der Rolex Mentor and Protégé Arts Initiative.
Er zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das MacArthur Fellowship, den Erasmuspreis für Verdienste um die europäische Kultur und den Gish Prize. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Science. 2014 wurde er mit dem renommierten Polar Music Prize ausgezeichnet und von Musical America zum Künstler des Jahres gekürt.
„Peter Sellars zählt zu jenen Künstlern, die mir gezeigt haben, was Musiktheater sein kann und sein muss. Er glaubt an die bewegende Kraft der Kunst und überwältigt uns mit seiner Neugier und seinem Enthusiasmus immer wieder aufs Neue“, sagt Intendant Markus Hinterhäuser. „Mich fasziniert, mit welcher Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit und Beharrlichkeit Peter Sellars über unsere Welt nachdenkt und große Werke der Kunst im Hier und Jetzt überprüft.“ (SFS/dpk-klaba)