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Schweden-Bomben-Meldung

FESTSPIELE

30/01/19 Die Caprese-Torte wird fehlen. Sonst machte das Café Niemetz hinter der Pferdeschwemme – auch ohne Schwedenbomben-Krise – schon länger den Eindruck, uninspiriert oder geschlossen zu sein. Nun schließt das Café tatsächlich – und die Festspiele melden, dass sie die Liegenschaft übernehmen. Mit Handkuss sozuzusagen und mit morgen 1. Februar.

„Die Salzburger Festspiele haben die einmalige Möglichkeit, den Festspielbezirk zu erweitern und zu verschönern“, mit diesen Worten reagierte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler auf die Nachricht, dass die Inhaber der Firma Niemetz aus Altersgründen ihr Café am Herbert von Karajan-Platz 11 auflösen werden. Die Übergabe an die Salzburger Festspiele erfolgt mit 1. Februar 2019.

„Mit 220 Ganzjahresmitarbeitern und bis zu fünftausend Beschäftigten im Sommer leiden die Salzburger Festspiele ohnehin seit Jahren an akutem Platzmangel. Daher kommt die nun hinzugewonnene Fläche von etwa 200 Quadratmetern sehr gelegen“, heißt es in der Aussendung. Die Salzburger Festspiele seien sich der architektonischen Verantwortung und dem Weltkulturerbe-Status der Salzburger Altstadt sehr bewusst, daher werde es „keinen Schnellschuss über die zukünftige Nutzung geben“.

Die Prospektwand der barocken Pferdeschwemme dürfe „selbstverständlich nicht in ihrer wunderbaren Wirkung beeinträchtigt werden“. Doch nun ergebe sich die einmalige Gelegenheit, „die Rückseite der Pferdeschwemme durch den Umbau geradezu positiv zu beleben“. Eine Entscheidung über den zukünftigen Verwendungszweck müsse „festspiel-intern“ fallen. „Extern“ stünden Gespräche mit dem Bundesdenkmalamt, der Altstadtkommission und der Österreichischen UNESCO-Kommission an.

„Mein großes Bestreben ist es, diesen Umbau mit privaten Mitteln zu finanzieren. Denn die Gelder der öffentlichen Hand brauchen wir dringend für die anstehende Generalsanierung unserer Festspielhäuser“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Erste Gespräche mit möglichen Finanziers stimmten die Präsidenten „optimistisch für die Zukunft“.

Das Café Niemetz befindet sich an der Rückseite der barocken Prospektmauer der Pferdeschwemme. Die Geschichte des Gebäudes gehe, erinnern die Festspiele, zurück auf das Jahr 1695: Der Schüttkasten (ebenfalls von den Festspielen genutzt, im Erdgeschoss ist etwa das Kartenbüro) wurde einst als Getreide- und Heuspeicher für den gegenüberliegenden Marstall (heutiges Festspielhaus) errichtet: „Dieses Gebäude schien aber dem Erzbischof zu einfach und er betraute daher den großen Barockarchitekten Johannes Bernhard Fischer von Erlach etwa zeitgleich mit dem Bau der Kollegienkirche mit der Planung einer Prospektwand. Diese sollte den bestehenden Schüttkasten verdecken und wurde direkt an den Marstall angebaut.“

Noch ein wenig Nachhilfe in Salzburger Baugeschichte: 1765 erfolgte der Durchstich durch den Mönchsberg. Aus dem „Sigmundstor“ wurde später das „Neutor“. Es wurde im Zuge der Umbenennung des Sigmundsplatzes in Herbert-von-Karajan-Platz wieder in "Sigmundstor" umbenannt, ohne dass irgendwer ernsthaft davon Notiz genommen hätte. 1806 belegt ein Grundrissplan, dass an der Rückseite der Prospektwand der Pferdeschwemme ein eingeschossiges Militär-Verpflegs-Magazin mit einer Bäckerei angebaut wurde. 1860 erfolgte der Abbruch des südlichen Seitentores mit den flankierenden Bildern. Es wurden also zwei Pferdebilder geopfert, um den Verkehr durch das Neutor zu ermöglichen.

1915 wurde ein weiteres Bildfeld geopfert, dieses Mal um Platz für die neue Straßenbahn zu gewinnen. Dabei wurden auch die Giebelfassaden von Schüttkasten und Magazin abgerissen und 2,5 Meter zurückversetzt neu errichtet. Um 1940 wurden in das eingeschossige Magazin, das 1806 errichtet wurde, Garagen eingebaut. Auf Plänen von 1957 sind zwei Torbauten angebaut an Schüttkasten und Magazinbau dargestellt. Heute besteht jedoch nur noch jener beim Café Niemetz.

1984 bis 1988 erfolgte der Umbau der Garagen zum heutigen Café Niemetz. Im Jahr 1987 konnte der Salzburger Festspielfonds den Schüttkasten, den er bereits zuvor als Requisitenlager angemietet hatte, und das Magazin von der Bundesgebäudeverwaltung erwerben.

Heinrich Wiesmüller, bis 1995 Präsident der Salzburger Festspiele, hat während seiner Amtszeit maßgeblich den Weg dafür bereitet, dass der Schüttkasten, dieses letzte noch verfügbare Hofstallgebäude, für die Salzburger Festspiele Verwendung fand. Es wurde als modernes Kommunikationszentrum umgebaut, in dem Ausstellungen, Vorträge, Podiumsdiskussionen und auch Konzerte stattfinden. Zudem sind im Schüttkasten das Kartenbüro, das Festspiel- und Max-Reinhardt-Archiv sowie der größte Probensaal der Festspiele untergebracht. (Festspiele /dpk-klaba)

Bilder: SFS / Elisabeth Wahl (1) / Bundesdenkmalamt, Fotoarchiv (3) / Salzburger Landesarchiv (1) / dpk-klaba (1)

 

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