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Blutopfer mit Herzblut

FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER

26/08/18 Wenn so viele junge Musiker aus 24 Ländern erstklassig miteinander musizieren, ist die Welt für Augenblicke wieder in Ordnung. Auch um die Zukunft der klassischen Musik muss man sich dann keine Sorgen machen: Mit Lorenzo Viotti am Pult und dem Cellisten Gautier Capuçon feierte das Gustav Mahler Jugendorchester in der Felsenreitschule einen glänzenden Erfolg.

Von Elisabeth Aumiller

Mit 25 Jahren gewann Lorenzo Viotti 2015 den Young Conductors Award der Festspiele. Mit inzwischen 28 Jahren zeigt seine Vita bereits eindrucksvolle Auftritte mit bedeutenden Orchestern. Mit Beginn der Saison 2018/19 ist er Chefdirigent des Orquestra Gulbenkian in Lissabon. Am Freitag (24.8.) in der Felsenreitschule zeigte Viotti sich als souveräne Dirigentenpersönlichkeit, die mit klar strukturierter Gestik die leitenden Zügel konzentriert führt: ob in aufwühlender Klangopulenz oder auf feinerer Farbskala in subtil geformter und ausgefeilter Phrasierung.

Mit Anton Weberns „Im Sommerwind“ und Antonin Dvoráks Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll op. 104 waren Stimmungen spätromantischer Sanglichkeit angesagt. Danach brachte das groß besetzte Orchester in den wilden Turbulenzen des russischen „Frühlingsopfers“ von Igor Strawinskys „Le Sacre du printemps“ seine instrumentalen und musikantischen Fertigkeiten bravourös zum Glänzen.

Das Orchesteridyll „Im Sommerwind“ ist ein Frühwerk, entstanden 1904 in Kärnten und uraufgeführt erst 1962 also 17 Jahre nach Weberns Tod. Dirigent und Orchester ließen die Naturschilderungen in ihren wechselnden Harmonien in filigranem Feinklang schweben. Die Musiker bezauberten mit dem in schimmernder Zartheit vorgetragenen Tongespinst. Dvorák schrieb sein Violoncellokonzert 1895 gegen Ende seines Amerika-Aufenthalts. Es wurde zu einem der beliebtesten Werke für Cello.

Schon die h-Moll-Tonart impliziert eine immer wieder aufscheinende melancholisch sehnsüchtige Stimmung, die gleichzeitig dem Cellisten die Möglichkeit zu wunderbarer Kantilene bietet. Der renommierte französische Cellist Gautier Capuçon wusste diese Chancen optimal zu nützen und sang auf seinem Instrument auf wunderbare Weise, virtuos und volltönig bis romantisch gefühlvoll und elegisch zart in feinster Schwebung. Dirigent und Orchester fanden zum inspirierten Miteinander mit dem Solisten.

In Strawinskys „Sacre“ brachte Viotti mit dem Gustav Mahler Jugendorchester „Die Bilder aus dem heidnischen Russland“ zu eindrucksvoller Wirkung. „Die Anbetung der Erde“ und „Das Opfer“ in seinen vielfältigen Klangmischungen war für die Musiker eine Herausforderung zu mitreißender Präzision. Betörend klang das hohe Fagottsolo zum Beginn, der Blechbläser-Brillanz mischten die Holzbläser warm schillernde Farben bei. Das Schlagwerk begeisterte mit markantem Zupacken. Vom Frühlingsreigen, Tanz der jungen Mädchen, Tanz der Erde über die Anrufung der Ahnen bis hin zum rituellen Opfertanz bildeten die Streicher den strahlenden Klanggrund für klangintensive Stimmungsbilder.

Bilder: dpk-Aumiller

 

 

 

 

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