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Vierte Runde

FESTSPIELE / CURRENTZIS / BEETHOVEN ZYKLUS

23/08/18 Bei Teodor Currentzis’ Interpretationen sitzt man von der ersten bis zur letzten Minute auf der Stuhlkante und ist gefesselt von der Energie, die von den stehenden Musikern und ihrem Maestro ausgeht. Auf Momente der Entspannung wartet allerdings man vergeblich. Man fragte sich, wie Currentzis mit der vor allem Ruhe und Wohlbefinden ausstrahlenden Sechsten umgehen würde.

Von Oliver Schneider

Nach der Neunten in der Felsenreitschule sind Teodor Currentzis und seine Musikerinnen und Musiker aus Perm für den Rest ihres Salzburger Beethoven-Zyklus ins intimere Mozarteum umgezogen. Aber auch der Große Saal des Mozarteums birgt seine Tücken, die sich in den Konzerten etwa am Sonntag (19.8.) mit der „Dritten“ beziehungsweise der „Fünften“ offenbarten. Zu massiv war der Klang, einiges gut Überlegte ging leider unter. Aber Currentzis hat aus den Erfahrungen gelernt, denn am Mittwoch (22.8.) bei der „Sechsten“ und der „Vierten“ war die Balance deutlich besser.

Eine positive Überraschung boten deshalb die ersten beiden Sätze der „Sechsten“. Currentzis reihte abgeklärt die allmählich sich in der Dichte steigernden Klangflächen im einleitenden Allegro aneinander. Nichts blieb in der Szene am Bach im Wasser und am Ufer verborgen. Die Flöte ließ in den Dreiklangbrechungen zu Beginn der Durchführung aufhorchen.

Sehr derb ging es bei den Landleuten im Scherzo zu, wozu Currentzis und die Musiker kräftig unterstützend stampften. Eine Unart, die man auch schon an den anderen Abenden hören und beobachten konnte. Der Gewittersturm machte, wie zu erwarten, mächtig Eindruck. Nur sollte die kurze Eintrübung wieder zur anfänglichen Ruhe zurückfinden, und das fand sie leider nicht.

Die „Vierte“ litt zuweilen darunter, dass die Holzbläser unter der sich entladenden Energie ihres Chefs überfordert wirkten. Da saß nicht alles, wie es sollte, vor allem im dritten Satz. Überzeugend war auch hier wieder das Adagio, in dem Beethovens Farb- und Instrumentationsnuancen plastisch hervortraten. Die Interpretation hätte insgesamt noch gewonnen, wenn die dynamischen Kontraste stärker hervorgestochen wären.

Aber eines darf man getrost sagen: Currentzis’ Beethoven-Interpretationen lassen nicht kalt und regen, ob man nun mit jedem Detail einverstanden ist oder nicht, zum Nachdenken an. So soll es sein. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn das, wie immer, gut redigierte Programmheft für den gesamten Zyklus einen Essay über Currentzis’ Sicht auf Beethoven enthalten würde.

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