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Allen Jubels wert

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT POLLINI

20/08/18 Maurizio Pollini, Salzburg, Großes Festspielhaus. Wahrscheinlich muss man das Datenvolumen von all den Handy-Fotos, die da verschossen werden, in Terabyte messen. Eh unbrauchbar vermutlich die meisten, aber gesichert maximaler Störeffekt.

Von Reinhard Kriechbaum

Das ist eben der Preis für einen „Menschen und Künstler“, über den es in der Programmheft-Biographie zutreffend, aber nicht wirklich charmant heißt, dass er „schon seit mehreren Generationen von Kritik und Publikum bewundert“ werde. Der alte Herr, der nun schon deutlich langsamer und gebückt Richtung Klavier marschiert, ist 76 Jahre alt. Auszeichnungen wie den Ernst von Siemens Musikpreis oder den Echo Klassik für sein Lebenswerk hat er schon vor rund zwei Jahrzehnten bekommen. Zwischenzeitlich waren –krankheiitsbedingt – manche Pollini-Auftritte zwar als „posthum“ einzuschätzen, derzeit sind sie's das aber absolut nicht: Für seine Einspielung von „Chopins Late Works“ ist Pollini im Vorjahr „Instrumentalist des Jahres“ geworden.

Auch am Sonntag, zu unüblicher Zeit um 17 Uhr im Großen Festspielhaus, gab es Chopin-Kostproben. Nicht wirklich geändert hat sich Pollinis intellektueller Zugang zu dessen Werk. Die Zwei Nocturnes op. 62 kommen da eher wie pianistische Formskizzen daher und nicht als sentimentale Nachtmusiken. Auch der berühmten Berceuse Des-Dur op. 57 gesteht Pollini keine Tempo-Drücker zu: Das ist unverzärtelt und doch sinnlich.

Man darf solchem Chopin-Spiel schon historische Größe zuschreiben. Übrigens ist Pollini keiner, der sich auf diesen seinen aufführungsgeschichtlichen Lorbeeren ausruht: Mit der Polonaise fis-Moll op. 44 fordert er sich selbst heraus, nimmt das „Tempo di Polacca“ von vornherein schneller als eigentlich nötig und bringt das doch mit Anstand hinter sich (Bravo-Rufe ließen nicht auf sich warten). Die Kaskaden des Scherzo cis-Moll op. 39 mögen ihn selbst nicht ganz befriedigt haben, mit geradezu bekümmertem Blick ging er von dannen – um das Publikum, das augenblicklich standing ovations spendete, mit weiterem virtuosen Chopin zu verwöhnen.

Begonnen hatte der Abend mit ganz spätem Brahms (Drei Intermezzi op.117) und frühem Schumann (Concert sans orchestre f-Moll op. 14), somit ein erhellender pianistischer Horizont rund um Chopin: allen Jubels wert.

Bilder: Salzburger Festspiele / Mauricio Pollini

 

 

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