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Nachdenklicher Tastenplauderer

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT DANIIL TRIFONOF

16/08/18 Den zunächst einsam wirkenden Konzertflügel auf der weiten Bühne des großen Festspielhauses erweckte der junge Starpianist Daniil Trifonof zu tönendem Leben, in das sich das voll besetzte Auditorium rasch und unwiderstehlich einbeziehen ließ.

Von Elisabeth Aumiller

Der junge Russe machte sich fantasievoll plaudernd ans Erzählen: poetische, zarte, ruhig fließende, aufmüpfige, perlende, rasch dahineilende, tänzelnde Geschichten, die zu einer reichen Vielfalt an musikalischem Austausch mit seinem Publikum führten. Das Konzertprogramm drehte sich um Fréderic Chopin aus der Sicht von ihm inspirierter Komponisten wie Federico Mompous Variationen über ein Thema von Chopin, Robert Schumanns „Chopin“ aus Carnaval op. 9 und Edvard Griegs „Studie“ (Hommage à Chopin) aus Stimmungen op.73. Samuel Barber war mit „Nocturne“ op.33 vertreten, Peter I. Tschaikowski wurde mit einer Mazurka „Un poco di Chopin“ op.72 Nr.15 eingereiht. Zu pianistischer Virtuosität forderten Sergej Rachmaninows „Variationen über ein Thema von Chopin“ op. 22 heraus . Der echte Fréderic Chopin war dann mit seiner Sonate für Klavier Nr.2 b-Moll op. 35 der krönende Abschluss des facettenreichen Klavierabends.

Federico Mompous (1893-1987) tauchte in diesem Sommer schon zum dritten Mal in einem Festspielprogramm auf. Gute Gelegenheit also, den bei uns so gut wie unbekannten Französisch-Spanier kennen zu lernen. Anfänglich verstreut wirkende Tonfolgen ziselierte Daniil Trifonof mit filigraner Zartheit, ging dann in immer rascheren Lauf über und mündete in energisch kraftvolle Bravour, die sich schließlich in einzelnen federleichten Tongedanken wieder verlor. Bei jedem Stück schien Trifonov die musikalischen Phrasen in feiner Agogik zu modellieren. Er versteht es, das Publikum hinein lauschen zu lassen, die an Chopin erinnernden Wendungen wirken wie herausgeschält. Er setzte nicht auf Oberflächeneffekte, sondern mehr auf ein nachdenkliches Formen jedes einzelnen Tones, mal poetisch in romantisch träumerischem Sinnieren, mal zu großer Geste und Klangdichte anschwellend. Dabei zeigt sich Trifonof als Meister der leisen Töne, die wie huschende Gestalten vorüberzogen, dazwischen den Klang perlender Tropfen oder zarter Glöckchen simulierten.

Zum Höhepunkt machte Daniil Trifonov Chopins b-Moll-Sonate op. 35 mit dem zentralen Trauermarsch, dessen russisch kolorierte Melancholie und Gefühlstiefe sowie die schillernde Melodik in ihren Schattierungen und modulierenden Akkorden eben nur Chopin so ganz zu eigen ist und in der Interpretation Trifonovs schöne Ausdeutung erfuhr. Im Übrigen wechselte Virtuoses mit Gesangsmelodik, große Sprünge mit liedhafter Lyrik, Chromatik mit dynamischer Rhythmik. Trifonov hatte alle Varianten mühelos im Griff. Es erschien wie ein charmantes Tastenplaudern mit einem hingerissenen Publikum.

Bild: dpk / E. Aumiller

 

 

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