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Was suche ich in dieser Wüste?

FESTSPIELE / ZEIT MIT FURRER

07/08/18 „Nimm mich an, nimm den schwarzen Schatten an, der verloren in dich hineinwandert…“ Mit „Xenos-Szenen“ aus seinem Musiktheater „Wüstenbuch“ führte Beat Furrer das Klangforum Wien und die Neuen Vocalsolisten Stuttgart in geographische und emotionale, in instrumentale und vokale Extremlagen. Es war ein weiterer – diesmal der abschließende – Höhepunkt Reihe „Zeit mit Furrer“.

Von Heidemarie Klabacher

Für die bejubelte Aufführung am Montag (6.8.) im Großen Saal des Mozarteums bei den Salzburger Festspielen hat Beat Furrer eine eigene Fassung des 2010 in Basel uraufgeführten Musiktheaters „Wüstenbuchs“ erstellt. Auf Texte verschiedenster Jahrhunderte und die menschliche Stimme konzentrierte Teile der Originalmusik verschmolzen mit Tagebuchnotizen Ingeborg Bachmanns zu einem hoch konzentrierten Destillat.

Isabel Karajan las zunächst in einem großformatigen Textblock einige der „Wüstenbuch-Fragmente“ aus dem „Todesarten-Projekt“ von Ingeborg Bachmann und war auch die Sprecherin in der bruchlos folgenden Aufführung der „Xenos-Szenen“. Eröffnet wurde der Abend mit Beat Furrers „Ira – Arca“ für Bassflöte und Kontrabass – das mit einzelnen rhythmischen und klanglichen Motiven immer wieder auch in den „Xenos-Szenen“ wie eine Fata Morgana vorüber zu flimmern schien. Auch in Dramaturgie und Werkauswahl war dies ein überragender Abend.

Licht. „Lass in ein dunkles Zimmer fallen die Strahlen der Sonne durch irgendein Loch und betrachte dann näher den Lichtstrahl…“ Die Stäubchen im Strahl werden sich „im ewigen Kriege“ Schlachten und Kämpfe liefern, „immer erregt sie der Drang zur Trennung wie zur Verbindung“. Das ist aus dem lateinischen Lehrgedicht „Über die Natur“ von Lukrez. Im Furrer’schen Kontext wurde daraus freilich ein Bild für Abstoßung und Anziehung in menschlicher „Beziehung“: In einem Vokalsatz von überwältigender Intensität, die den Text in Silben und noch kleinere Teilchen zerteilt, macht Furrer das Flirrend vor den Augen aller Suchenden geradezu physisch spürbar.

Schatten: „In der Ferne erwartet dich der Schatten der Liebe“, heißt es in einem spanischen Gedicht von Antonio Machado. Beat Furrer machte daraus einen archaischen in großen Bögen atmenden Gesang, das liedartigste Element im Zyklus, für tiefe Frauenstimme. Das virtuose Gegenstück für hohe Frauenstimme, ebenfalls auf einen spanischen Text von José Ángel Valente setzt die Protagonisten in der Wüste der Begegnung mit sich selbst aus: „Wir kennen weder Melancholie, noch Vertrauen, noch den Tod.“ Virtuos aufgebaut die enorme Spannung zwischen Sopran und Kontrabass, die den Bogen zurückschlug zu „Ira – Arca“.

Die Bachmann-Lesung durch Isabel Karajan war angesichts des ohnehin hochkonzentrierten Texteinsatzes in den „Xenos-Szenen“ fast zu lang, wirkte aber mit ihren Landschafts-Beschreibungen und Metaphern wie ein Bühnenbild von der Wüste, „der einzigen Landschaft, die nichts zu sagen versucht“. – Ein überwältigender Abend.

Hörfunkübertragung am 14.8., 23.03 Uhr, Ö1 (Zeit-Ton)
Bilder: dpk-klaba

 

 

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