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Unter Sternen

SOLISTENKONZERT / QUEYRAS

04/08/18 Ein zweites Himmelgewölbe spannte der Cellist Jean-Guihen Queyras auf– mit den sechs Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach. Er öffnete den Raum der ohnehin hochgewölbten Kollegienkirche quasi in Richtung Unendlichkeit - mit einer vollkommen gerundeten Interpretation, in der die erstaunlichsten Funken zündeten.

Von Heidemarie Klabacher

Jazzbühne und Tanzboden wurden – ganz gegen Ende – bespielt: Die Gigue von BWV 1012, der Suite Nr. 6 D-Dur, hatte jazzigen Groove, die Gavotte davor ländlich-stampfenden Charakter. Die absteigend zerlegten Dreilänge des die Suite Nr. 4 eröffnenden Prélude sitzen noch immer in den Knochen, weil man sich selbst bei Tageslicht lieber nicht vorstellen möchte, in welche Abgründe und Schwarze Löcher diese martialischen Klänge geführt hätten, hätten Bach und Queyras nicht ganz rasch mit ein paar Perseiden-Schwärmen funkelnden Lichts gegengesteuert. Lieblings-„Nummer“ nach diesem überwältigenden Abend? Vielleicht doch die Sarabande aus der Suite Nr. 5 c-Moll BWV 1011: diese überwältigende Linie, diese geradezu zeitgenössisch anmutende „Melodie“ mit ihren unzähligen radikalen Intervallsprüngen.

Das waren nur einige der heraus-blitzenden Momente aus einem langen Abend (der auch noch länger hätte sein können), an dem trotz unzähliger verblüffend markanter Akzente im Strich, in der Phrasierung, in der Betonung vor allem eines aufgefallen ist: die vollendete Rundung der Gesamtanlage.

Jean-Guihen Queyras geht an die sechs Suiten von BWV 1007 bis 1012 mit grundsätzlich eher leichter Hand heran, mit sanfter Geschmeidigkeit, weichem Strich – bis plötzlich eine unerwartet bockige Phrasierung, ein kräftiger Akzent oft nur auf einen einzigen Strich alles auf den Kopf stellt, was man grad gehört zu haben glaubt.

Diesem Zugang ist es auch geschuldet, dass Konzentration und Aufmerksamkeit beim Zuhören am Freitag (3.8.) in der Kollegienkirche wirklich nicht einen Augenblick nachgelassen haben. Denn ist und bleibt eine Herausforderung, diese legendäre Werkgruppe auf einmal zu hören. Vor welche Herausforderung Gesamtaufführung als Zyklus den Künstler stellt, kann man ohnehin nur schwer ermessen. Jean-Guihen Queyras stellte sich ihr jedenfalls mit einem Lächeln – das man bis in die feinsten Verzierungen hinein direkt zu „hören“ meinte.

Ein federleichtes Stück Kurtag – „Schatten“ – entließ unter einen Sternenhimmel, der auch nicht heller glänzte!

Bild: Salzburger Festspiele / Francois Sechett

 

 

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