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Spirituelles Zentrum im Festspielbezirk

HINTERGRUND / FESTSPIELE / KOLLEGIENKIRCHE

12/06/18 „Der Kollegienkirche gilt unsere besondere Obsorge. Ist sie doch eine unserer schönsten Festspielstätten“, erklärt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler die jahrzehntelange finanzielle Unterstützung der Sanierung dieses Barockjuwels. Derzeit finanzieren die Festspiele die Entstaubung des Ivo-Altars.

Nächstes Jahr wird die Kirche auf Kosten der Festspiele ausgemalt, damit sie zum 100-Jahre-Jubiläum der Festspiele wieder in schönster weißer Pracht glänzen kann. Das Geld stammt aus Benefizeinnahmen und ist den Künstlern zu verdanken, die ohne Gage bei verkauften Generalproben aufgetreten sind.

Dass sich die Festspiele für die Renovierung der Kollegienkirche engagieren, hat gute Tradition: Es waren Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal, die 1922 die Kollegienkirche (auf Drängen der Erzdiözese) vor dem Verfall retteten. Hofmannsthal sah in ihr den geeigneten Ort für die Inszenierung seines Mysterienspiels „Das Salzburger große Welttheater“ und versprach im Gegenzug dafür gleichzeitig die Reparaturarbeiten in Auftrag zu geben. Max Reinhardt verzichtete auf sein Honorar, Hugo von Hofmannsthal widmete seine Tantiemen je zur Hälfte der Renovierung und der Festspielhausgemeinde, sodass die Kirchenerneuerung letztlich zu je einem Drittel von Hofmannsthals Tantiemen, Mittel aus der Festspielhausgemeinde und Staatsgeldern finanziert wurde.

Aber erst 1969 bespielten die Festspiele wieder die Kollegienkirche, bis dahin wurden Konzerte mit geistlicher Musik eher im Dom und in der Aula der Universität angesetzt. Eine szenische Aufführung gab es erst wieder 1969 mit Emilio de’ Cavalieris „Rappresentazione di Anima e di Corpo“ in der Bearbeitung von Bernhard Paumgartner. Bis 1973 hat sich diese von Ernst Märzendorfer dirigierte Aufführung auf dem sommerlichen Spielplan gehalten. In den 1980er Jahren hat man erst mit Händels „Jephta“ (1984–1986) und dann mit dessen „Saul“ (1985) geistliche Opernstoffe in die Kollegienkirche gebracht.

Zu einem handfesten Skandal wurde 1987 George Taboris Interpretation von Franz Schmidts „Das Buch mit sieben Siegeln“. Da gab es eine (ganz kurze) Szene, in der der gekreuzigte Christus nackt da stand. Ein Fernsehbericht, der gerade diese Episode (die Anwesende als sehr stimmig empfunden hatten) ins Zentrum rückte, führte zu Protesten von Gläubigen. Erzbischof Karl Berg war damals ein Getriebener des aufgeputschten katholischen Volkszorns. Die Aufführung wurde unmittelbar nach der Premiere abgesetzt und nur noch konzertant dargeboten.

Einen besonderen Stellenwert als Festspielstätte erhielt die Kollegienkirche durch das Festival Zeitfluss unter Markus Hinterhäuser ab 1993. Unvergesslich „Il canto sospeso“ von Luigi Nono mit dem Schauspieler Bruno Ganz. 2007 machte Markus Hinterhäuser als Konzertchef die Kollegienkirche zur zentralen Spielstätte der Reihe „Kontinente“. Man erinnere sich an Salvatore Sciarrinos Oper „Luci mie traditrici“ in der Regie und im Bühnenbild der bildenden Künstlerin Rebecca Horn.

Und auch in diesem Festspielsommer finden zwischen 20. Juli und 3. August neun Konzerte in der Kollegienkirche statt, mit Auftritten von Jordi Savall bis zum Klangforum Wien. Der markanteste Beitrag ist höchstwahrscheinlich die konzertante Aufführung des Musiktheaters „Begehren“ des diesjährigen Siemens-Musikpreisträgers Beat Furrer am 30. Juli, dem eine ganze Reihe bei den Festspielen 2018 gewidmet ist. (PSF/dpk-krie)

Bilder: dpk-krie (1); SF/Anne Zeuner (1) 

 

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