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Die Sonata facile weitergedacht

FESTSPIELE / MITSUKO UCHIDA

16/08/17 Salzburg ist zurzeit nicht nur der Nabel für die große Oper und das sinfonische Repertoire, sondern beherbergt temporär auch den Olymp der Pianisten. Wo kann man schon Trifonov, Levit, Bronfman und viele mehr in wenigen Tagen hintereinander oder sogar gleichentags erleben?

Von Oliver Schneider

In der Reihe darf auch Mitsuko Uchida nicht fehlen, die am Dienstag (15.8.) im Haus für Mozart Sonaten und Fantasien von Mozart, Schumann und Widmann interpretierte. Die "Sonata facile" hat Grigori Sokolov erst vor kurzem hier hören lassen. Mit der C-Dur-Sonate KV 545, die Mozart als selbst als „kleine Klaviersonate für Anfänger“ bezeichnete, eröffnete auch Mitsuko Uchida ihr Programm. Ganz und gar nicht nach Klavierstunde klang natürlich, wie die Uchida Läufe und Arpeggien mit dem Ernst und der Sorgfalt einer reifen Persönlichkeit zu Gehör brachte und wie viel Liebe sie dem langsamen G-Dur-Mittelsatz angedeihen liess. Mit Jörg Widmanns Hommage an Mozart, der von Uchida im Jänner in Hamburg uraufgeführten Sonatina facile, begann quasi dialogisch der zweite Programmteil. Widmann nahm Mozarts Sonate als Ausgangspunkt für seine parallel komponierte Weiterentwicklung. Wo Mozart schülerfreundlich vor allem in den Mittellage bleibt, geht Widmann in die Extremlagen. Uchida überzeugte am Dienstag vor allem in diesem, von leider störendem Konzerthusten begleiteten Werk mit kompromissloser Klarheit und Brillanz.

Nach Mozart und Widmann standen zwei zentrale Werke Schumanns auf dem Programm. Die in nur vier Tagen komponierte „Kreisleriana“ – acht Fantasiestücke, die mehr über die heftigen Gemütserregungen des jungen Komponisten und seine Liebessehnsucht zu Clara Wieck als über E. T. A. Hoffmanns Kapellmeister Johannes Kreisler als Namensgeber sagen – spielte die Pianistin so reflektiert und unaufdringlich, dass sie gleichermaßen tief in die verschiedenen Kosmen eindrang. Dass sich hier wie später in der Fantasie C-Dur Ungenauigkeiten einschlichen, war im Gesamtbild unerheblich. Sensibler und sehnsüchtiger lässt sich die vierte Fantasie der Kreisleriana nicht interpretieren, viel mehr Kraft als die Uchida im dritten Satz der Fantasie, in der die Gattungen Sonate und Fantasie ineinander verschwimmen, lässt sich nicht entfalten.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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