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Acht Mal Kasimir, acht Mal Karoline

KÜNSTLERGESPRÄCH / FESTSPIELE / 600 HIGHWAYMEN

10/08/17 Mit seinem partizipativen Ansatz ans Theater hat das Ensemble 600 HIGHWAYMEN bereits Erfahrung auf der ganzen Welt gesammelt. Nun inszeniert das Regie-Duo Abigail Browde und Michael Silverstone zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen und zum ersten Mal ein Stück in deutscher Sprache: „Kasimir und Karoline“.

Von Anne Zeuner

„Das war im ersten Moment eine große Herausforderung, weil wir ja selbst kein Deutsch sprechen“, sagt Michael Silverstone. Die Regisseure haben mit Hilfe eines Übersetzers eine eigene Textfassung erarbeitet. Im Lauf von fünf Wochen wurde d „Kasimir und Karoline“ weiter adaptiert. „Wir haben Abschnitte herausgenommen und Figuren gestrichen, um die Handlung zu straffen“, sagt Abigail Browde, die Grundhandlung bleibe natürlich bestehen. „Wir haben uns intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, warum wir diese Geschichte erzählen, was bedeutet das Stück für uns?“, sagt die Regisseurin.

Hinter 600 HIGHWAYMEN stehen also Abigail Browde und Michael Silverstone, die sich auf partizipative Theaterprojekte spezialisiert haben. Die unverkennbaren Arbeiten des New Yorker Duos wie „This Time Tomorrow“ (2009/10), „Empire City“ (2011), „This Great Country“ (2012/13) und „The Record“ (2013) wurden ab 2009 in internationalen Theatern und Festivals gezeigt.

Die beiden Theaterleute haben sich entschieden, für das Stück von Ödön von Horváth auf eine starre Rolleneinteilung zu verzichten. Die Protagonisten Kasimir und Karoline werden von bis zu acht Darstellern gespielt. „Die Geschichte betrifft uns doch alle. Es ist interessant zu sehen, was passiert, wenn Kasimir zum Beispiel erst von einem 13-Jährigen und dann von einem 60-Jährigen dargestellt wird“, erklärt Abigail Browde. „Wir wollen damit das Verständnis der Problematik steigern, da diese Schicksale uns alle angehen.“

Bei den Castings wurden aus 350 Bewerbern 23 ausgesucht, die nun bei „Kasimir und Karoline“ mitwirken. Nach welchen Kriterien? „Das ist schwierig zu beantworten“, sagt Michael Silverstone. „Oft ist es ein intuitiver Prozess – wir haben nicht den besten Kasimir gesucht, das wäre uns zu langweilig. Oft ist es viel interessanter Menschen auszuwählen, die weniger Erfahrung mitbringen, dafür aber etwas Lebendiges in sich tragen, eine Präsenz“, sagt der Regisseur. „Ich finde eine gewisse Verletzbarkeit und Offenheit auf der Bühne, die die Laien oft mitbringen, ist etwas sehr Schönes. Der Schauspieler stellt sich eindeutiger der Realität und dem Bewusstsein, auf der Bühne gesehen zu werden.“ Routinierte Schauspieler ließen deshalb manchmal diese Form der Ehrlichkeit auf der Bühne vermissen.

Auf die Frage, wie sie mit dem Horváthschen Motto des Stückes „Und die Liebe höret nicht auf“ umgehen, müssen die beiden kurz nachdenken. „Es ist ein sehr komplexes Motto“, sagt schließlich Abigail Browde. Die Geschichte drehe sich um Hoffnung, aber eben um Hoffnung, die zerbricht und verschwindet. Es stelle sich die Frage, ob es weise sei, diese Hoffnung zu verspüren oder aber ein Ausdruck von Ignoranz. Im Grunde sei 'Kasimir und Karoline' ja keine Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte über den Mangel an Liebe, den privaten Zusammenbruch von Liebe, der öffentlich ausgetragen werde.

Am Anfang habe er sich schwer getan, sich als Amerikaner diesen alten österreichischen Stoff anzueignen. Aber er habe im Laufe der Zeit gemerkt, dass sich auch die österreichischen und deutschen Schauspieler oft mit der Originalsprache schwer täten, so Michael Silverstone. „Es ist vielleicht interessant, dass wir als Amerikaner eine Distanz zur Geschichte haben und sie aus einem neuen Blickwinkel anschauen können. Außerdem empfinde ich diese Geschichte auch als meine Geschichte, sind doch meine Vorfahren aus Österreich.“

Premiere ist am 11. August im Großen Studio der Universität Mozarteum, weitere Aufführungen am 13., 14., 15., 16., 18. August – www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner

 

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