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Turbulenz und Balance

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / ANTONINI

05/08/17 Giovanni Antonini, wie man ihn aus seinen „wilden“ Tagen mit Il Giardino Armonico kennt, zupackend, angriffig, überraschend – und zugleich geschmeidig, wendig und größter Beredtsamkeit phrasierend. Auf dem Programm standen – als Geschwister im Geiste – Schuberts vierte Symphonie „Tragische“ und das Klavierkonzert c-Moll 491 mit dem Solisten Kristian Bezuidenhout.

Von Heidemarie Klabacher

Eröffnet hat das Mozarteumorchester unter der Leitung von Giovanni Antonini seine dritte Mozart-Matinee mit einen Raketenstart – mit der Symphonie A-Dur KV 201, der „Krönung“ der neun Salzburger Symphonien des jugendlichen Meisters. „Schroff, trotzig, aufbegehrend, ja von aggressiver dynamischer Wucht“ ist im ausgezeichneten Programmhefttext die Rede – Adjektive, die man jederzeit auch wählen würde, wäre da nicht noch auch noch eine federnde Leichtigkeit und vor allem eine überschwängliche Energie, die keineswegs nur ins Dunkle gerichtet ist. Antonini und das Mozarteumorchester zündeten quasi schon den ersten Satz Allegro moderato, wo doch die „Rakete“ immer erst im vierten Satz Allegro con spirito bemüht wird. Dort schlugen die charakteristischen Sechzehntelläufe freilich besondere Funken.

Gesanglich, lieblich aber keineswegs sentimental, sondern eher mit frühlingshafter Frische tanzend kam in dieser Lesart das Andante daher, geradezu energisch das Menuett, dem Mozart zu dieser Zeit alles „Höfische“ längst ausgetrieben – oder nur mehr als Zitat verwendet – hat.

Ähnlich zupackend stürzte sich das Mozarteumorchester unter Giovanni Antonini in das Konzert für Klavier und Orchester c-Moll KV 491, wann immer es ihr Part erlaubt, durften die Hornisten ihre Instrumente wahrlich schmettern lassen – ein viel zu selten gehörter Genuss. Intensiv, energisch bis fetzig bereitet man dem Solisten Kristian Bezuidenhout die Bahn, der die vorgeschlagene Route mit gleicher Energie einschlug. Man hatte beinah den Eindruck, eine Symphonie mit obligatem Klavier zu erleben. Und das ist jetzt keine negativ gemeinte Kritik am Solisten, sondern scheint diesem brillant ausgewogenen miteinander von Orchester und Solisten beschreibend nahe zu kommen. Auch die versöhnlichen freundlichen Dialoge mit etwa mit den Holzbläsern im Larghetto waren ein amalgamhaftes Miteinander viel mehr als ein concertare/wett-streiten. Eine wunderbare Interpretation, in der sich die Ein-Blicke in dunkle Abgründe und die Ausblicke auf lichte Weiten in perfekter Balance hielten.

Bild: Salzburger Festspiele/Kemal Mehmet Girgin (1); Marco Borggreve (1)
Die Mozart-Matinee im Großen Saal des Mozarteums wird morgen Sonntag (6.8.) mit gleichem Programm wiederholt

 

 

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