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Die Hämmerchen ganz locker

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT KISSIN

06/08/17 Die Hammerklaviersonate“ ist ein Hammer – und kommt nicht selten mit Hammerschlägen der Bedeutungsschwere daher. Nicht so, wenn Evgeny Kissin die Hämmer betätigt: Er nähert sich dem Monumentalwerk mit einer gewissen Ungeniertheit und Unbekümmertheit. Mit dem Ergebnis einer erstaunlich leichtfüßigen Sonate B-Dur op. 106.

Von Heidemarie Klabacher

Evgeny Kissin eröffnete sein Solistenkonzert am Freitag (4.8.) im Großen Festspielhaus – es war wiedereinmal bis auf den letzten Podiumsplatz besetzt – mit einer auffallend leichtfüßigen und flinkfingrigen Interpretation von Ludwig van Beethovens legendärer „Hammerklaviersonate“.

Den ersten Satz Allegro spielte Kissin eher gespannt als spannungsvoll, mit mehr Kraft als Energie. Mit dem Effekt, dass der Klang immer wieder eher hart als kraftvoll wirkte. Das passt wohl zu den „heroischen“ Momenten á la „heißer Stahl und kaltes Blut“, macht aber die vielen überraschenden harmonischen Wendungen schwerfälliger.

Das Scherzo bereits huschte und fegte geisterhaft locker vorüber. Und das große Adagio sustenuto  ließ Kissin als eine vielteilige Folge zarter oder erhabener, dunkler oder glitzernder Traumsequenzen vorüber ziehen. Ein aufbegehrendes Fortissimo gegen Ende hatte da keine Chancen gegen große behutsam angeschlagene Akkorde, die Kissin sich alsbald wieder auflösen und in Zartheit zerfließen ließ.

Vom Schönsten des gesamten Abends war die Largo-Einleitung zur Schluss-Fuge. Der markante Triller, „bevor’s dann wirklich losgeht“, ein wahrer Kopfsprung ins Thema, hatte Signal- und Weckfunktion. Ein Vulkanausbruch en miniature. Was folgte, war ebenso aufregend, war weniger aus den Tasten gestanzt als der erste Satz, mehr „gespielt“. Tatsächlich scherzte Kissin geradezu mit dem kontrapunktischen Spiel mit den beiden Themen: ein schillerndes spannendes Changieren zwischen motorischer Getriebenheit und ausschwingender Gesanglichkeit.

Sergej Rachmaninov, einem großer Beethoven-Verehrer, widmete Evgeny Kissin den zweiten Teil seines Solistenkonzerts. Auch Rachmaninov wollte der Nachwelt 24 Präludien in allen Dur- und Moll-Tonarten hinterlassen. Das Prélude cis-Moll op. 3 Nr. 2 aus dem Jahr 1892 war sein erster großer und nachhaltiger Erfolg als Komponist (als Klaviervirtuose spielte er es beinah routinemäßig als Zugabe). Im Laufe der Jahre komponierte Rachmaninov die Préludes op. 23 und op. 32. Daraus wählte Kissin um ein Dutzend voll zu machen elf Stücke aus. Darunter das bizarre Prélude g-Moll Alla marcia aus op. 23 oder das monumentale Grave des Prélude Des-Dur aus op. 32. Evgeny Kissin ist der Virtuose, diesen pathetisch-russischen Langatmigkeiten Brillanz zu verleihen.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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