Im Rock der Schwarzkopf, im Gilet von Pavarotti
REPORTAGE / FESTSPIELE / KOSTÜMABVERKAUF
08/02/17 Wer flink ist und in etwa die Körpermaße von Peter Simonischek hat, der könnte übermorgen Freitag (10.2.) Glück haben: Da rufen die Salzburger Festspiele nämlich zum Kostüm-Abverkauf. Es wird auch ein Gewand dabei sein, das Peter Simonischek als Jedermann getragen hat.
Es ist ein Termin, an dem sich für gewöhnlich die Menschen nicht nur im Karl-Böhm-Saal drängen. Gelegentlich reicht die Schlange der Wartenden in die Hofstallgasse hinaus: Wieder einmal also räumen die Festspiele ihr Lager. Und es ist ja nicht nur so, dass die Kostüm- und Requisitenräume überquellen. In der Schneiderei sammeln sich auch Stoffballen an im Lauf von mehreren Jahren. Man kann hier also auch Stoffe kaufen.
Aber die wahren Gustostücke sind doch jene, die Berühmtheiten in Festspielaufführungen tatsächlich angehabt haben. Das muss man übrigens nicht blindlings glauben, sondern kann sich mit eigenen Augen davon überzeugen. „In jedem Kleidungsstück steht geschrieben, wer es wann und in welcher Produktion getragen hat“, erklärt Jan Meier, Leiter der Abteilung für Kostüm und Maske bei den Festspielen.
Er und Präsidentin Helga Rabl-Stadler haben heute Mittwoch (8.2.) der Presse einige Gustostückerln gezeigt. „Die Kleidung stammt sowohl aus dem Historienfundus als auch aus dem heutigen Fundus, sowohl aus dem Schauspiel als auch aus der Oper“, erklärt Helga Rabl-Stadler. Die ältesten Kostüme sind aus den 1960er Jahren, die neuesten vom vergangenen Festspielsommer. „Wir verkaufen die Chorkostüme von 'Die Liebe der Danae' und von 'Faust'.“ Insgesamt trennen sich die Festspiele von geschätzten viertausend Kostümen und Kostümteilen.
Eines der ältesten Stücke stammt gar aus dem Jahr 1953: Den Rock trug Elisabeth Schwarzkopf, die damals als Donna Elvira von Don Giovanni sitzengelassen wurde. Neueren Datums ist ein Mantel, in den Cecilia Bartoli als Norma (2013 und 2015) schlüpfte. Der Käufer jenes Gilets, das Luciano Pavarotti 1989 bei den Osterfestspielen als Cavaradossi (Tosca) trug, sollte nicht zu dünnbrüstig sein. Brigitte Hobmeier hat als Buhlschaft von 2013 bis 2015 auch einige Kapriolen auf dem Fahrrad gemacht. Ihr Probenkleid sollte man aber doch eher nicht auf Salzburgs Radwegen spazieren fahren.
Was behalten die Festspiele, was wird abverkauft? „Vor allem bei den Chorsätzen wurde vieles entnommen und nur ein Teil im Fundus als Musterstück behalten“, erklärt der Kostümchef Jan Meier. „Verkauft werden vor allem Teile, die speziell sind, die auf der Bühne nicht mehr wiederverwendet werden können oder bei denen man auf den ersten Blick erkennt, aus welcher Produktion sie stammen.“
Die Preisspanne für die meisten Stücke liegt zwischen 25 und 75 Euro. Kleine Fundstücke sind schon ab einem Euro zu haben. „Es gibt aber auch ganz spezielle Kleidung für bis zu fünfhundert Euro“, sagt Helga Rabl-Stadler. „Manche dieser Stücke sind aus exklusiven Stoffen hergestellt, aufwändig verarbeitet und es stecken viele Arbeitsstunden darin.“ Sie muss es wissen, hat sie doch früher einmal ein Haute-Couture-Geschäft in der Salzburger Innenstadt geleitet. „Alle Kostüme sind in Handarbeit entstanden.“
Ein Fliegenpilzhut ist gesucht, ein Roboter, ein Hahn? Auch Skurriles findet sich. „Wir verkaufen Masken, Accessoires und Stoffe“, sagt Jan Meier. Den Besuch im Schuhgeschäft kann man sich freilich nicht ersparen. „Schuhe gehen nie in den Verkauf, da diese immer wieder verwendet werden und eine Art Kapitalanlage sind.“ (PSF/dpk-krie)