asdf
 

Nicht nur der Tenor steht auf den Zehenspitzen

FESTSPIELE / HINTERGRUND / IL TEMPLARIO

26/08/16 Es sei einer der glücklichsten Momente seines Berufslebens gewesen, sagt Clemens Hellsberg. Der ehemalige Vorstand der Wiener Philharmoniker spricht von einer E-Mail, die er von dem Tenor Juan Diego Flórez bekommen hatte.

Von Anne Zeuner

In dieser E-Mail hatte der Tenor sein Interesse an der Oper „Il Templario“, genauer: an der Rolle des Vilfredo d’Ivanhoe bekundet. Otto Nicolai, der Gründer der Wiener Philharmoniker, ist der Komponist dieser Opernrarität, die am 27. und am 30. August konzertant bei den Festspielen gegeben wird. Nun ist Clemens Hellsberg nicht nur ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Wiener Philharmoniker, gleichzeitig ist er ein wahrer Experte, geht es um das Leben und Wirken von Otto Nicolai. „Es hat durchaus Gewicht, wenn solch ein großer Künstler wie Flórez sich für eine solch selten gespielte Oper einsetzt“, sagt Clemens Hellsberg.

Warum spricht den Tenor gerade diese fast in Vergessenheit geratene Oper an? „Die Musik ist wunderschön“, sagt Juan Diego Flórez. „Die Oper klingt oft wie Belcanto, hat aber trotzdem viele sinfonische Elemente. Sie enthält wahre Innovationen der damaligen Zeit! Ich finde die Oper hat oft sehr berührende Momente.“ Es reize ihn, Opern zu singen, die in Vergessenheit geraten sind. Schon oft habe er an verschiedenen Opernhäusern der Welt dazu angeregt, etwas Seltenes zu spielen. „Ich bin sehr glücklich, dass Clemens Hellsberg sofort begeistert war und es geschafft hat, dass wir diese Oper nun auf einer Plattform wie den Salzburger Festspielen präsentieren können“, sagt Flórez. Die Idee ist also von ihm ausgegangen.

„Il Templario“ war bei der Uraufführung im Jahr 1840 ein triumphaler Erfolg für Otto Nicolai. Umgehend wurde er daraufhin zum ersten Kapellmeister der Wiener Hofoper ernannt. „Ohne diese Oper würde es die Wiener Philharmoniker vielleicht heute gar nicht geben“, sinniert Clemens Hellsberg. Die aus heutiger Sicht berühmteste Oper des in Königsberg geborenen Nicolai sind „Die lustigen Weiber von Windsor“, uraufgeführt 1849. „Dass er vor Verdi das Libretto von Nabucco angeboten bekam, zeigt wie berühmt Nicolai als Opernkomponist war“, sagt Clemens Hellsberg. Nicolai habe Nabucco aber abgelehnt, der Stoff sei ihm zu blutig gewesen. Nicolai sei im übrigen nicht nur als guter Komponist bekannt gewesen, er habe auch eine außergewöhnliche administrative Begabung gehabt. „Die Grundprinzipien der Wiener Philharmoniker haben sich in den 174 Jahren nie verändert“, sagt Hellsberg, der leidenschaftliche Historiker unter den Orchestermitgliedern.

Bei dem Versuch die Geschichte der Oper zu erklären, kommt Juan Diego Flórez ein bisschen ins Lachen. „Ich denke man muss sich vorher ein bisschen in die Geschichte einlesen, wenn man nur das Libretto mitliest, versteht man wahrscheinlich nicht ganz, um was es geht“, sagt er. Aber im Grunde seien es zwei Liebesgeschichten – eine endet gut, eine schlecht. Und es gehe um das Vater-Sohn-Verhältnis. Obwohl das Stück in der Tradition der Italianità geschrieben wurde, merke man in der Behandlung der Instrumente, dass ein Preuße die Oper geschrieben habe. Sein Tenor-Part sei sehr, sehr hoch. „Nicht so lang, aber wirklich hoch!“, sagt Juan Diego Flórez. „Eigentlich sind alle Rollen sehr hoch angelegt, wir stehen sozusagen alle auf unseren Zehenspitzen.“

„Il templario“, Oper von Otto Nicolai. Zwei konzertante Aufführungen am 27. und 30.August, jeweils um 15 Uhr im Großen Festspielhaus.
Premiere von Otto Nicolais Il Templario ist am 27. August, 15 Uhr im Großen Festspielhaus. Andrés Orozco-Estrada dirigiert die Wiener Philharmoniker und den Salzburger Bachchor – www.salzburgerfestspiele.at
Bild: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014