Susanna wohnt im Hotel Mama
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24/08/16 Ein Dummchen? Nein! – Das sei die Susanna auf keinen Fall. „Sie hat die Fäden in der Hand“, sagt die Sopranistin Anna Prohaska, die die Partie in Mozarts „Le nozze di Figaro“ in diesem Festspielsommer singt. Wobei der Fokus in Sven-Eric Bechtolfs Inszenierung doch eher auf Graf und Gräfin liege, sagt die Sopranistin.
Von Anne Zeuner
Dennoch sei die Susanna der „Hans Sachs der lyrischen Soprane“, sagt Anna Prohaska lachend. Schließlich sei die Susanna pausenlos auf der Bühne. Wie sie das kräftemäßig schaffe? „In Salzburg schaffe ich das vor allem, weil ich im Hotel Mama am Wallersee wohnen kann. Da bekommt man vor der Aufführung noch ein paar leckere Marillenknödel serviert, das ist einfach wunderbar“, sagt die Sängerin. Sie genieße es, im Wallersee zu schwimmen und vor der Vorstellung Yoga zu machen. „Es ist wichtig, dass man ordentlich isst, bevor man sich so marathonmäßig auf der Bühne bewegt“, erklärt sie. Sie erwärme ihre Stimme immer in drei Sessions. Einmal Warmsingen am Mittag, einmal kurz vorm Verlassen des Hauses und noch einmal im Theater. „Gerade bei dieser Rolle ist es wichtig, dass man sich nicht zu sehr einsingt und noch genügend Kondition und Spannung übrig lässt für die Vorstellung.“
Im Figaro steht Anna Prohaska zusammen mit Christina Gansch auf der Bühne, die die Barbarina verkörpert. Christina Gansch hatte 2015 am Young Singers Project teilgenommen. „Für mich war das der Sprung auf die wirklich großen Bühnen“, sagt sie. Natürlich sei die Barbarina eine kleine Rolle, aber eben auch eine wunderschöne Rolle. Mozart habe für die Barbarina mit der f-Moll-Arie einen wahren Brillanten geschrieben, sagt Christina Gansch. „Sie könnte ein kleines Mädchen sein, aber gleichzeitig flirtet sie mal mit dem Grafen, mal mit dem Cherubino oder auch mal mit dem Koch und dann kommt aus dem Nichts diese Arie“, sagt die Sopranistin. „Darin liegt noch etwas Tieferes, was nicht genau definiert ist, sie sagt, sie habe etwas verloren, aber man weiß im ersten Moment nicht, was es ist.“
Ab September wird Christina Gansch Mitglied im Hamburger Ensemble und freue sich auf ihre erste Pamina in Mozarts Zauberflöte. „Es freut mich sehr, dass ich nicht als Papagena, sondern als Pamina angefragt wurde“, sagt sie. „Das zeigt schon, in welche Richtung meine Stimme sich entwickelt, aber ich mache lieber ganz langsame Schritte.“ Das dramatische Fach könne sie sich im Moment noch gar nicht vorstellen, sagt sie. Im Moment gehe sie eher in die lyrische Richtung und in Richtung Soubrette. Es komme also noch viel Mozart, sagt sie.
Auch Mauro Peter war 2012 Teilnehmer des Young Singers Projects und auch für ihn sei es der erste Schritt auf die großen Bühnen gewesen, sagt der Tenor. In diesem Festspielsommer sang er den Ferrando in Mozarts „Così fan tutte“. Am vergangenen Sonntag gab Mauro Peter gemeinsam mit dem Pianisten Helmut Deutsch einen Liederabend mit Schuberts „Die schöne Müllerin“. Dieser Liederzyklus fange unbeschwert an, sei aber eine emotionale Wanderung in den Tod, sagt Mauro Peter. „Für mich ist dieser Zyklus ein unerfülltes Suchen“, sagt er.
Mit verschiedenen Mozart-Dirigenten habe er sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Beispielsweise habe er 2014 mit Nikolaus Harnoncourt Mozart aufgeführt. „Das war eine sehr interessante Erfahrung, weil er Mozart von der Alten Musik her interpretiert hat“, sagt der Tenor. „Es ist spannend, weil Mozart dadurch eine gewisse Leichtigkeit bekommt. Dennoch gefällt mir auch der Mittelweg, nicht nur Barock, aber auch nicht mit einem ganzen Sinfonieorchester“, sagt er.