Das gut erforschte Wesen
IM PORTRÄT / DER FESTSPIELGAST
21/08/16 Er oder sie kommt wegen der Festspiele, ist Stammgast und war schon bis zu zwanzig Mal in Salzburg, bevorzugt Hotels und gibt - niedrig geschätzt - 319 Euro pro Tag aus. Zusätzlich zu den Festspielkarten.
Von Heidemarie Klabacher
Es handelt sich um solide harte Zahlen. „Nicht aus dem Traumbüchl“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Die aktuelle Studie der Wirtschaftskammer beruht auf einer Befragung der Festspielbesucher von Jänner bis Mai dieses Jahres. „Eine sensationelle, weltweit einzigartige Rücklaufquote“, freut sich die Präsidentin 3.067 Befragte haben die bei der Kartenbestellung beiliegenden Fragebögen zurückgeschickt. 95 Prozent der Antowrter kommen nur wegen der Festspiele nach Salzburg. Mittlerweile seien achtzig Prozent der Festspielbesucher Stammgäste. Bei der letzten Untersuchung im Jahr 2011 waren es noch 72,5 Prozent. Stammgäste haben die Festspiele mindestens sechs Mal besucht. „Doch fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) war aber schon öfter als zwanzig Mal bei den Festspielen“, sagt Helga Rabl-Stadler. Fünf Prozent der Befragten seien „Neukunden“, 2011 waren es noch 8,2 Prozent (es blieben, so Rabl-Stadler, neben „Freunden“, „Förderern“ oder Frühbestellern gar nicht mehr soviele Karten für neue Kunden).
Wie auch in früheren Studien zeigte sich, dass auswärtige Festspielgäste nicht nur treue Salzburgbesucher sind, sondern auch länger als andere Touristen blieben. Das heißt in etwas mühsamem Studien-Deutsch: „Ihre Aufenthaltsdauer etwa in der Stadt Salzburg liegt im Schnitt bei sechs Tagen. Der Gesamtdurchschnitt aller in der Stadt Salzburg nächtigenden Touristen liegt übers Jahr gerechnet bei 1,7 Tagen. Inklusive der Nächtigungen der Festspielbesucher, die außerhalb der Landeshauptstadt nächtigen, liegt der durchschnittliche Aufenthalt bei 7,7 Tagen.“
Dass die Hälfte der auswärtigen Festspielbesucher ihren Urlaub in Salzburg zu zweit verbringt, wundert nicht wirklich. Im Durchschnitt besucht jeder Festspielgast fünf Vorstellungen. Woher kommen die Leute? Etwas mehr als 41 Prozent der Festspielbesucher stammen aus Deutschland, 38 Prozent kommen aus Österreich. Weitere größere Besuchergruppen kommen aus der Schweiz, Japan, USA, Großbritannien und Frankreich.
Zur Altersstruktur lasse sich nur schwer etwas Konkretes sagen, erklärte Helga Rabl-Stadler: „Ein Herr Kommerzialrat Sowieso bestellt 12 Karten. Er ist 75, aber er bringt Kinder, Schwiegerkinder, Enkel oder Nichten und Neffen mit. Wie soll man da einen Alterswert festlegen…“
All zusammen sind sie jedenfalls verlässliche Umsatzbringer für die Hotellerie: 79 Prozent der Befragten wohnen während ihres Aufenthalts bei einem „gewerblichen Unterkunftgeber“, sprich im Hotel oder in einer Pension. 71 Prozent (2011 waren es noch 69,5 Prozent) gehen aber ohnehin lieber ins Hotel.
65 Prozent der auswärtigen Festspielbesucher wohnen in der Landeshauptstadt (2011 waren es 60 Prozent) und lassen eine ordentliche Stange Geld hier. „Im Schnitt gibt jeder Festspielbesucher 319 Euro (ohne Festspielkarten) pro Tag aus. Übernachtung und Verpflegung schlagen mit 191 Euro (59,9 Prozent) zu Buche. 64 Euro (20,1 Prozent) werden pro Tag für gehobene Konsumartikel wie Bekleidung oder Schmuck aufgewendet. Dazu kommen noch Ausgaben für Festspielkarten von rund 550 Euro pro Besucher.