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Model am pianistischen Laufsteg

FESTSPIELE / CAMERATA SALZBURG, YUJA WANG

15/08/16 Begeisterungstürme für die chinesische Pianistin Yuja Wang und für Lionel Bringuier, der am Freitag (12.8.) im Haus für Mozart am Pult der Camerata Salzburg stand.

Von Horst Reischenböck

Dem Tonhalle-Orchester Zürich kann man nur gratulieren. Nach langjähriger Partnerschaft mit dem Amerikaner David Zinman als Chef wirkt dort der 29 Jahre junge Franzose Lionel Bringuier. Nach ihrem Einsatz beim Young Conductors Award spielte die Camerata Salzburg nun unter dessen Leitung, bewies hohe Flexibilität und unterstützte ihn mit der ihr eigenen Anpassungsfähigkeit.

Bringuier ließ es sich nicht nehmen, gleich zum Auftakt werbewirksam auf seine Gesamtaufnahme aller Ravel-Orchesterwerke aus Zürich zu verweisen. Jedoch nicht vordergründig plakativ auftrumpfend, sondern um mit den vom Komponisten selbst fünf malerisch orchestrierten Klavierstücken der Suite „Ma Mère l'oye“ Maßstäbe qualitativ hochstehender Ausformung zu setzen. Subtil, duftig kostete Bringuier zusammen mit den exzellenten Orchester-eigenen Solisten die märchenhaften Feinheiten aus.

Danach betrat ein Model den Laufsteg, denn auch als solches hätte Yuja Wang erstklassige Chancen. Da ist Unitel zur Stelle. Die chinesische Pianistin war erst kürzlich bei den Festspielen als Liedbegleiterin zu erleben gewesen. Die Steinway-Künstlerin bewies, dass Klavierpedale auch mit High Heels zu bedienen sind. Vorerst für George Gershwins berühmte „Rhapsodie in blue“. Für die Camerata kein fremdes Terrain, hat sie sich doch schon oft auch auf dem Jazz-Sektor als sattelfest erwiesen. Gegenüber Gershwins gut dokumentiertem eigenen Spiel setzte Wang in ihrer Interpretation deutlich mehr auf das vom Titel her eben angesprochene rhapsodische Moment. Sie zögerte, verzögerte manche Details bis fast an die Grenzen einer Karikatur hinaus, um als Kontrast dazu im nächsten Moment ihre optimal zur Verfügung stehende Virtuosität vollgriffig und dynamisch auftrumpfend aus den Tasten zu schleudern.

Bewundernde Blicke auch nach der Pause, denn für den zweiten Auftritt wechselte Yura Wang ihr Outfit in ein ebenso kurzes wie hautenges silbernes Cocktailkleid. Dass sie in Ravels G-Dur-Klavierkonzert mit dem aufmerksam begleitenden Dirigenten partnerschaftlich ein Herz und eine Seele ist, lässt sich auch auf CD nachhören. Neben perfekt gefordert mechanisch spielerischer Attitüde in den Ecksätzen beeindruckte vor allem, wie verinnerlicht, berührend in ihrer Zurückhaltung die Chinesin das traumhafte Adagio inmitten auskostete. Der eigentlich absolute musikalische Höhepunkt des ganzen Abends.

Zum Abschluss Zoltán Kodálys Tänze aus Galánta, in Erinnerung an Sándor Végh für die Camerata gleichsam ein „Heimspiel“. Das Orchester war, angefangen beim Klarinettensolo, blendend disponiert und ließ sich von Lionel Bringuiers beschwörender Zeichengebung zum rauschhaften Finalfurioso führen. Dem stürmischen Beifall dankte man mit Mozarts „Figaro“-Ouvertüre.

3sat strahlt das Konzert am 20. August aus, der ORF auf Ö1 am 6. September.
Bild: Marco Borrelli

 

 

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