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Nah daran an den Tricks des Kunstbetriebs

MdM MÖNCHSBERG / ANDREA FRASER

26/03/15 Andrea Fraser stammt aus Billings in Montana. Die Hauptstadt Montanas, bekannt für Vieh- und Zuckerrübenverarbeitung, hatte, als die Künstlerin in den sechziger Jahren dort zur Welt kam, 50.000 Einwohner. Andrea Fraser brach nach New York auf und interessierte sich für Kunst.

Von Werner Thuswaldner

Vor allem interessierte sie sich dafür, wie der Kunstbetrieb funktioniert. Sie ist redegewandt und hielt sich nicht zurück, mischte sich ein. Das Wort von Grillparzer, „Bilde Künstler, rede nicht“, scheint sie nicht zu kennen. Würde sie es kennen, sie würde nicht damit konform gehen.

Diese Erfahrung konnte man bei der Presseführung machen. Andrea Fraser redete etwa eine Stunde, und es wurde klar: Sie könnte noch viel länger. Zunächst dachte man besorgt, was Besucher mit der Ausstellung anfangen würden, die nicht diese ausführlichen Begleitreden hören können. Aber das ist aus zwei Gründen falsch gedacht. Der erste: Das viele Reden gehört zu ihrer Kunst, ja ist die Kunst. Zweitens: In den vielen Videos in den einzelnen Räumen im dritten Stock des Museums der Moderne ist sie die Hauptperson, auch dort redet sie vor allem.

Wie gesagt, Andrea Fraser interessierte sich in New York für Kunst, vor allem für die Mitspieler im Kunstbetrieb, für die Machtverhältnisse und Abhängigkeiten in diesem Betrieb und für die Art, wie Künstler, Galeristen, Sammler und öffentliche Institutionen, Museen, zusammenspielen.

Darüber schrieb sie viele Essays, den dazu nötigen Jargon lernte sie sehr gut zu beherrschen. Verbaler Leerlauf gehört dazu. Alles, was ihr im Kunstbetrieb und auch sonst in die Quere kommt, kann „verwertet“ und zum Thema eines Essays werden. Kann aber auch zum Thema eines „Projekts“ werden. Andrea Fraser hat schon viele „Projekte“ gemacht. Wenn nötig, setzt sie dafür auch ihren Körper ein. Wenn es etwa um das Thema Prostitution geht, dann macht sie daraus eine Vorführung für Publikum und lässt sich filmen, ebenso, wenn sie mit einem Kunstsammler ins Bett geht. Das sorgt für Gesprächsstoff.

Sie beobachtete, dass es Ausstellungen amerikanischer Kunst in Europa, etwa in Köln, gab. Daraus machte sie im Handumdrehen ein „Projekt“, indem sie eine kleine Dokumentation darüber produzierte.

Unsereiner fährt nach Afrika, macht Fotos in den Dörfern, auf den Märkten und speichert die Bilder. Andrea Fraser macht aus dem geknipsten Material ein „Projekt“ und sagt, sie habe den Kolonialismus und den Rassismus studiert. Freilich hätte sie dazu nicht nach Afrika fahren müssen, sondern hätte dafür vor ihrer Haustür vielleicht sogar dramatischere Belege finden können.

Tatsächlich versteht es Andrea Fraser, die auch immer wieder an diversen Kunsthochschulen lehrt, aus den fragwürdigen Aspekten des Kunstbetriebs für sich das Beste zu machen.

Bis 5. Juli im MdM Mönchsberg – www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM

 

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