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Pathos und Feingefühl

MdM / RUPERTINUM / EXPRESSIONISMEN

12/03/15 Das ist eine ungewöhnliche Ausstellung. Keine Installationen, keine Monitore. Stattdessen lauter „Flachware“, also Bilder, an den Wänden und ein paar Skulpturen. Das Museum der Moderne zeigt im Rupertinum, dass es im Stande ist, aus eigenen Beständen mit Malerei und Graphik, eine umfassende Ausstellung zum „Expressionismus“ zu gestalten, darunter teils mit Spitzenwerken.

Von Werner Thuswaldner

Gestaltet wurde die Schau, die einen Zeitraum von 1907 bis 2011 umfasst, von Beatrice von Bormann. Gemeint ist also neben dem „eigentlichen Expressionismus“ auch der Rückgriff auf diese Ausdrucksweise mit dem „Abstrakten Expressionismus“ und dem „Neoexpressionismus“ der sechziger und siebziger Jahre.

Eine durch und durch repräsentative, internationale Ausstellung zum Thema kann es gleichwohl nicht sein, man beschränkt sich auf Österreich und Deutschland. Aber das ist durchaus aufschlussreich und ergiebig genug. Nicht zuletzt wegen der Unterschiede, die sich feststellen lassen.

Der Schauspieler Christoph Waltz ist von einem amerikanischen Moderator nach den Unterschieden zwischen Deutschland und Österreich gefragt worden. Waltz sagte, der Unterschied sei so wie zwischen einem Schlachtschiff und einem Walzer. Die Deutschen stürmten direkt drauflos, die Österreicher erreichten ihr Ziel mit Tricks und auf Umwegen. Ein Österreicher sei a) sehr höflich und b) meine er es nicht so.

Gewiss gab es auch im österreichischen Expressionismus das „O-Mensch-Pathos“, wie es sich etwa im „Brennenden Menschen“ von Anton Hanak niederschlägt. Davon ist in der Schau ein kleines Bronze-Modell zu sehen. Aber häufig lassen sich bei aller Ausdruckskraft und -wucht auch immer wieder sensible Formen der Mitteilung, eine Fülle von Zwischentönen, feststellen. Anschauungsmaterial dafür gibt es in der Schau viel, etwa die Zeichnungen von Schiele oder die Bilder von Gerstl. Unter den Nachkriegsmalern macht Georg Jung mit seinen esoterisch angehauchten Bildern auf sich aufmerksam. Ferdinand Kitt ist mit einer Pietá-Darstellung vertreten, in der er sich und seine Frau als Christus und Maria stilisiert. Daneben hängt Kokoschkas Plakat zur „Kunstschau Wien“ 1909 – eine bleiche Gestalt umklammert die blutige Christusfigur.

Eine andere bemerkenswerte Gegenüberstellung: Kokoschka und Kandinsky. Damit wäre Ersterer wohl kaum einverstanden gewesen.

Viele wichtige Namen sind in der äußerst sehenswerten, klug gehängten Schau versammelt. Ludwig Kirchner, August Macke, George Grosz, Käthe Kollwitz, Max Beckmann, Otto Müller, Emil Nolde, von ihnen allen sind es nicht die Hauptwerke, die prototypisch für den Expressionismus gehandelt werden, aber durchwegs qualitätsvolle Arbeiten. Und immer wieder macht die Gegenüberstellung oder Durchmischung mit den Österreichern einen besonderen Reiz aus. Aus der Nachkriegszeit sind hier etwa vertreten: Herbert Boeckl, Maria Lassnig, Georg Eisler, Felix Albrecht Harta, Carry Hauser, Wilhelm Thöny und viele andere. Von der jüngeren Generation, den „Neuen Wilden“ sind da Siegfried Anzinger, Gunter Damisch, Thomas Reinhold, Hubert Scheibl und Hubert Schmalix. Sie finden sich kombiniert mit den Deutschen Jörg Immendorff, Markus Lüpertz und Georg Baselitz.

Dank des Grundsteins, den Friedrich Welz und Otto Breicha gelegt haben, hat die Sammlung des Museums der Moderne ein imponierendes Gesicht.

„Expressionismen“, bis 21. Juni im MdM/Rupertinum – www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM

 

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