asdf
 

Teufels Abgang in den Himmel

ZEHN JAHRE DOMQUARTIER

17/05/24 Die letzte Tür zwischen Dom und Residenz musste mit zwei Schlüsseln von beiden Seiten aufgesperrt werden. 134 historische Türen wurden brandschutz-tauglich gemacht, 13 Stiegenhäuser baulich „ertüchtigt“. Alles Folkore! Das DomQuartier als „Herzstück des Welterbe Salzburg“ und Antwort auf die Frage „Woher wir kommen und wer wir sind“ feiert seinen 10. Geburtstag.

Von Heidemarie Klabacher

„An der Residenz wird seit vierhundert Jahren gebaut. Wir machen da weiter.“ Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Erzabt Korbinan Birnbacher und Prälat Johann Reißmeier erinnerten heute Freitag (17.5.) bei einem Pressegespräch zum zehnjährigen Bestehen des DomQuartiers an dessen lange Vorgeschichte. Im Rückblick ein gelungener „Versuch der Beseitigung der Widersprüche zwischen verschiedenen Interessen“. So habe etwa die Erzabeit St. Peter zunächst nicht gerne auf die Einnahmen aus der Vermietung des ehemaligen „Wallistrakts“ der Universität – heute Museum St. Peter – verzichten wollen, erzählte Erzabt Birnbacher, damals noch Museumsreferent des Stiftes. Freilich hatte man weder ein Depot noch passende Räumlichkeiten, die Kostbarkeiten des Stiftes adäquat zu bewahren und zu präsentieren.

Das Domkapitel wiederum wollte den Dom nicht zum Museum degradiert sehen, und der Übergang über die Orgelempore machte vor allem den Organisten Sorgen. „Alles eine Sache der Organisation.“ Heute sei bei der 11.30 Messe an Sonntagen der Übergang sogar offen: „Mich stört es nicht, wenn oben Menschen sind“, sagte Prälat Reißmeier beim Pressegespräch. „Und Menschen, die oben stehen und sehen, dass unten Liturgie gefeiert wird, sehen erst recht, dass der Dom kein Museum ist.“

„Heute können die Besucherinnen und Besucher, wie damals nur der Fürsterzbischof und wenige Auserwählte, von einer Sphäre in die andere wandeln: Von der weltlichen Pracht der Residenz in die geistliche Sphäre von Dom und Erzabtei“, fasst Andrea Stockhammer, seit Otober 2022 Direktorin des DomQuartiers zusammen. Mit dem Ende des geistlichen Fürstentums 1803 sei die „Einheit aus Residenz, Dom und Erzabtei“ obsolet geworden. „Zweihundert Jahre später wurden die mittlerweile entstandenen Barrieren wieder aufgebrochen und ein Museumsrundgang der besonderen Art geschaffen. Als Schnittpunkt von geistlicher und weltlicher Macht bietet das DomQuartier einen einzigartigen Einblick in die reiche Geschichte und das kulturelle Erbe Salzburgs.“ Andrea Stockhammer fasst zusammen: „Wer Salzburg verstehen will, muss ins DomQuartier gehen.“

Da es in der Zukunft „vielleicht einmal nicht mehr selbstverständlich ist, dass nachfolgende Generationen auch meinen, dieses Erbe gehöre zu ihrer Geschichte“, wolle man vorbauen: Für die Zukunft wünscht sich Direktorin Stockhammer, dass das DomQuartier besonders für die Einheimischen noch mehr „The Place to Go“ werde: „Jede Salzburgerin, jeder Salzburger soll – und das nicht nur einmal – ins DomQuartier kommen.“ Offensiven in der digitalen Vermittlung, besonders in der Jugendarbeit, oder verlängerte Öffnungszeiten gehören ebenso dazu, wie Ausstellungen, in denen die im DomQuartier zusammengefassten Museen sich gemeinsam zentralen Salzburger Themen widmen.

Eine Art kunsthistorischer Frühjahrsputz in den Prunkräumen der Residenz (früher eigenständig, nun mit dem DomQuartier zu einem Betrieb zusammengefasst) steht dabei ebenso ins Haus (nicht alle Möbel und Exponate stehen dort, wo sie stehen auch historisch sinnfällig) wie eine Offensive in Sachen Mozart. Schon wieder Mozart? Man will die Augen verdrehen, aber Direktorin Stockhammer überzeugt: Man befinde sich in Dom und Residenz am authentischen Ur-Aufführungsort vieler seiner Werke: „Daraus sollte man etwas machen.“ Eine Kooperation mit der Stiftung Mozarteum sei in die Wege geleitet.

Zu alle dem kommt ein ausgewachsener Kraftakt unter der Erde: Ab Sommer 2028 soll die Geschichte Salzburgs, wie sie im DomQuartier erzählt wird, schon in der Antike beginnen. Bis dahin soll das künftige Römermuseum, mit archäologischen Beständen des Salzburg Museum, fertig gestellt und mit dem, bis dahin ebenfalls grundlegend sanierten, Domgrabungsmuseum zusammengeschlossen sein. Dazu kommt das bereits vielfach angekündigte geplante Besucherzentrum im Südtrakt der Alten Residenz – beim „Teufelsgang“ durch den in früheren Jedermann-Jahren der Teufel vom Domplatz abgedampft ist. „Die Kellergewölbe dort unten sind prachtvoll“, erzählt Landeshauptmann Hauslauer. „Jetzt lagern dort Mineralwasserkisten und alte Fensterflügel.“ Der Durchstich zum Domgrabungsmuseum sei eine Herausforderung, ein baulicher und architektonischer Kraftakt.

Ein Highlight im Ausstellungsprogramm des DomQuartiers wird der Gastauftritt des Kunsthistorischen Museums Wien in Salzburg mit venezianischen Meisterwerken aus den ehemals kaiserlichen Sammlungen. Die Schau in der Residenzgalerie bringt unter dem Titel Die Farben der Serenissima ab 21. Juni Werke von Tizian, Veronese, Tintoretto und Giorgione an die Salzach.

Alles über das DomQuartier und die zu ihm zusammengeschlossenen Institutionen und Pläne – www.domquartier.at
Bilder: dpk-klaba

 

 

 

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014