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Herkunft. Hautfarbe. Chancen.

MdM / RUPERTINUM / THIS WORLD IST WHITE NO LONGER

23/04/21 Alle 2128 Covers des Live Magazin zwischen 1936 bis 1996 – und kein „schwarzes“ Sujet darunter: Alfedo Jarr machte im Kunstwerk Searching for Africa in Live „die ziemliche Gleichgültigkeit“ der westlichen Welt gegenüber afrikanischen Themen anschaulich. - Erhellendes und Enthüllendes zum Thema Rassismus zeigt die Ausstellung This World Is White No Longer.

Von Heidemarie Klabacher

Das Thema brennt ja nicht erst seit der Ermordung von George Floyd und der ersten Verurteilung eines weißen Polizisten wegen Mordes an einem Schwarzen unter den Nägeln. Rassismus gibt es, seit die „Weißen“ andere Länder und Kontinente „entdeckt“ haben: Lebensräume, die nur den Europäern unbekannt waren, die die jeweiligen Nachbarn keineswegs erst „entdecken“ mussten...

Die Frage, ob wir „Weißen“ überhaupt über Themen der „Schwarzen“ sprechen dürfen, brandete erst jüngst so richtig auf, als es darum ging, das Gedicht einer jungen Afro-Amerikanierin ins Deutsche zu übersetzen. Gleiche Frage, noch schwerwiegenderes Problem: „Dürfen weiße Europäer, die nie Rassismus erfahren haben, überhaupt darüber sprechen.“ Er meine schon, sagte MdM-Direktor Thorsten Sadowsky, heute Freitag (23.4.) bei der digitalen Presseführung zur Ausstellung This World Is White No Longer im Rupertinum. Denn es gehe, so Thorsten Sadowsky, der die Ausstellung zusammen mit Jürgen Tabor kuratiert hat, immer um „die Gemeinsamkeit und Rechte aller Menschen“: Auch die Schlagworte der französischen Revolution „galten zuerst nur für Männer“.

„Diese Welt ist nicht mehr weiß und wird es nie mehr sein“, sagte der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin schon 1953 in seinem Essay Stranger in the Villagefest. Damals war der Künstler in einen kleinen Schweizer Bergdorf angestaunt worden, „in der Kategorie des Wunders“. Das sei auch Rassismus gewesen, meinte man doch etwa, seine schwarze Haut könne abfärben, war dennoch etwas anderes, als der amerikanische Rassismus. Historische, soziologische Hintergründe seien in dieser ausstellung immer mitzudenken.

Wenn etwa Lisl Ponger in einem ihrer Selbstporträts als „Teilnehmende Beobachterin in afrikanische Stoffe gewandet vor dem Spiegel steht“, öffnet sich der Komplex um Fragen des Ethnologen, der sich in eine Bevölkerung hineinbegibt und über Teilhabe besondere Kenntnisse erwirbt: „Bilder anderer Kulturen misst man immer mit eigenen Kriterien“, sagte Thorsten Sadowsky, Ponger Bild umfasse, neben der Selbstreflexion, etwa auch die Frage, wieweit man sich dem kulturell anderen gegenüber öffnen könne. Jederzeit seien in den gezeigten Arbeiten auch Aspekte wie etwa „Identitätswechsel durch Rollenspiel“ präsent.

Die Künsterin Charlotte Haslund-Christensen etwa war vier Jahre lang auf Reisen und hat gut zweihundert Menschen unterschiedlichster Länger aller Kontinente nach ihren größten Ängsten und größten Hoffnungen gefragt und erstaunlich einander ähnelnde Antworten bekommen, erläuterte in dem Pressegespräch der Kurator Jürgen Tabor, und sei

Eine zentrale Arbeit ist Black Box / White Box von von Adrian Piper aus 1992. Die Multimedia-Installation aus der Sammlung Generali Foundation ist eine Dauerleihgabe am Museum der Moderne Salzburg. Sie zeige, so Tabor, „zwei Sichtweisen auf auf einen rassistischen Vorfall“: „Betroffene erhalten Bestätigung ihrer Situation, die anderen erfahren, was es bedeutet, Rassismus und Gewalt ausgesetzt zu sein.“

Lothar Baumgarten thematisiert in seiner Arbeit schon aus 1968 ebenfalls die Problematik des eurozentristischen Blicks: Er hat damals ethnologische Museen untersucht und gefragt, „welcher Blick den Sammlungen zugrunde lag. Die Chilenische Künstlerin Voluspa Jarpa wendet sich mit ihrer Emancipating Opera aus 2019. auch gegen Kolonisation des Körpers. Kara Walkers Scherenschnitte „persiflieren mit Scharfer Ironie rassistische Klischees“. Die Gruppe „Forensic Architecture“ zeichnet nach Dokumentations-Reisen und umfassender Recherche nach, wie illegale Pushbacks an internationalen Grenzen stattfinden, das Projekt werde, so Jürgen Tabor, erstmals in einer Ausstellung präsentiert.

Zur Ausstellung gehört als Kooperation das gleichnamige Projekt This World Is White No Longer mit der Klasse für Fotografie und Neue Medien der Universität Mozarteum. In drei Teilen werden Arbeiten Studierender gezeigt - von 24. April bis 20. Juni, von 24. Juni bis 22. August und von 26. August bis 10. Oktober - www.museumdermoderne.at
Bilder: Stills aus dem digitalen Pressegespräch

 

 

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