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Eine salzburgische Besonderheit

HINTERGRUND / DOMQUARTIER / STEINBOCKHORN

22/12/16 Salzburg war in der Barockzeit das Zentrum der Steinbockhornschnitzerei. "Sie ist eine spezifisch salzburgische Kunst, die seit Ende des 17. Jahrhunderts ca. 150 Jahre lang blühte", erklärt Prälat Johannes Neuhardt, der vor bald dreißig Jahren diesem Kunsthandwerkszweig im Dommuseum eine Ausstellung gewidmet und damit nachdrücklich an dieses Material und seine Bearbeitung erinnert hat.

Nun hat Prälat Johannes Neuhardt durch eine Stiftung des Kardinal-König-Kunstfonds Becher, Dosen und ein Essbesteck aus geschnitztem Steinbockhorn erworben und dem Dommuseum als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt. Die zehn neuen Exponate aus dem 18. Jahrhundert erweitern den Bestand zur bedeutendsten öffentlichen Sammlung von Pretiosen aus Steinbockhorn in Salzburg.

Das Gehörn der Steinböcke wurde zu kostbaren Gefäßen und Gerätschaften geschnitzt. So konnte der fürsterzbischöfliche Hof in Salzburg im Modetrend des 18. Jahrhunderts, Kabinettstücke aus seltenen exotischen Materialien zu besitzen, mit einer ganz neuen Facette aufwarten. "Die herausragenden, filigranen Schnitzarbeiten aus Steinbockhorn sind im europäischen Kunstschaffen einmalig", so Neuhardt.

Warum ist man dann wieder abgekommen vom Steinbockhorn? Der Mensch war zu gierig, das Tier wurde ausgerottet. Was heute als Steinbock von Fels zu Fels springt, hat ein viel dünneres, zum Beschnitzen ungeeignetes Gehörn.

Man hat dem scheuen Steinbock allerhand magische Kraft angedichtet, und gerade aufs Gehörn hatte man es abgesehen. Jeden Trunk aus einem Becher aus Steinbockhorn hielt man ebenso wie jede Medizin von einem solchen Löffel für besonders heilkräftig. Die Fürsterzbischöfe hüteten dieses seltene Wild durch eine besonders strenge Hegeordnung. Der Steinbock galt als Hoheitssymbol und Stolz des Landes.

Der scheue Steinbock galt eben wegen der magischen Vorstellungen als „wandelnde Apotheke“. Meist wurde das Steinbockhorn zu Bechern und Dosen verarbeitet, da man glaubte, dieses Material sei giftabweisend. Dosen dienten vor allem zur Aufbewahrung von Pillen und Latwerge (Leckmittel), um die Heilwirkung dieser Medikamente zu erhöhen. Aus Tagebüchern weiß man, dass der Fürsterzbischof als besondere Gunsterweisung am Neujahrstag Steinbockhorndosen verschenkte.

www.domquartier.at; www.kirchen.net/dommuseum
Bilder: DomQuartier

 

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