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Farbe und Form und Gegenstand

GALERIE IM TRAKLHAUS / HIMMER, LUENIG, LUGER, STEIDL

30/05/16 Geheimnisvolle, ein wenig beängstigende aber nicht bedrohliche Vögel. Beinahe monochrom schwarze Gemälde, bei denen man sich zunächst nicht vorstellen kann, wie die sie durchziehenden unendlich feinen Linien entstanden können. EKGs aus dem Drucker und gestickt mit Nadel und Faden. Wandgroße Gemälde „Leimfarbe auf Papier“, die die Wände sprengen ins Offene hinaus…

Von Heidemarie Klabacher

Vier Künstler - drei Herren eine Dame - vier Positionen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, präsentiert die Galerie im Traklhaus in einer zugleich faszinierend homogen und geschlossen wirkenden Schau.

„Gerhard Himmer versteht seine Werke als Weiterführung konkreter Malerei“, sagt Dietgard Grimmer, die Leiterin der Galerie im Traklhaus. „Was bedeutet: Sie bilden nichts ab. Farbe und Formen sind alleine Gegenstand dieser Bilder.“

Nur auf den ersten, flüchtigen Blick wirken die Bilder monochrom. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man die feine Struktur, das geordnete „Chaos“ auf der scheinbar ruhigen Oberfläche. Regentropfen-Bahnen auf einer Fensterscheibe erreichen auf ihren Wegen nicht diese Präzision, aber die Assoziation stellt sich ein. Der Künstler Gerhard Himmer erreicht den Effekt durch den Einsatz von Terpentin auf dem noch feuchten Gemälde: So entstehen diese Rinnsale, die die Farbe quasi löschen, mit auf den Weg nehmen, und so den vom Künstler gewünschten Effekt erzielen.

Claudia-Maria Luenig zeigt aus ihrer Serie „Leibhäuser“ Collagen und Objekte aus gehäkeltem Gummi: „Körper und Raum befinden sich in einer permanenten Beziehung zueinander. Körperbewusstsein und Grenzen zwischen Körper und Haut und Leib und Haus beschäftigen die Künstlerin“, erklärt Dietgard Grimmer. In den „Leibhäusern“ werde die Haut zu einer Wand, einer undurchlässigen Grenze zwischen dem Ich und der Welt draußen.

Fast noch eindrucksvoller, wie die auffallend massiven hängenden Objekte, sind die sensiblen feinen Arbeiten auf Papier, deren feine Linien sich bei genauem Hinsehen in einzelnen Abschnitten als Stickerei erweisen.

Überaus reizvolle Crossover-Arbeiten, die mit den Schnipseln anatomischer Details, ein Herz ist etwa darunter, aus alten Büchern auch eine historische Dimension bekommen.

Christoph Luger arbeitet ausschließlich mit und auf Papier. Er schafft vorwiegend Großformate (die sogar eine Länge bis zu zehn Meter annehmen können); trotzdem ist die Basis Papier. Schon immer ein heikles Material und konservatorischer Alptraum. Vergänglich wie das Leben selbst, sozusagen. Schicht um Schicht setzt es der Künstler zusammen, das Papier, verklebt es und fixiert es direkt an der Atelierwand. „Erst wenn die aneinander gefügten Fragmente zu einem Bildträger gestaltet wurden, setzt der eigentliche Malprozess ein“, so Dietgard Grimmer.

Bleiben die Vögel, die der Galerie im Traklhaus derzeit ein durchaus auch unheimliches und mysteriöses Gepräge schenken. Johannes Steidl setze in der Serie „Birdly“ seine intensive Auseinandersetzung mit der Farbe schwarz oder anderen dunklen Hintergründen und mit, großen, oft schwarzen Vögeln – mehr oder weniger abstrahiert – fort. Tempera auf Tusche, daran ist nichts Geheimnisvolles. Ob es Trauervögel sind, oder Totenvögel, verarbeitete Erinnerungen an Alpträume oder Bilder für immer verschatteter Seelen – das ist schon die viel spannendere Frage.

Bis 4. Juni in der Galerie im Traklhaus
Bilder: dpk-klaba

 

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