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Erkundungen jenseits des Mainstreams

KUNSTVEREIN / KATARINA ZDJELAR, BLACK PAGES

13/04/18 Die erste Einzelausstellung der Serbin Katarina Zdjela im Künstlerhaus und eine Initiative, die das Thema Kunstpublikationen zum Thema der Kunst macht.

Von Werner Thuswaldner

Als Ghana – das Land hieß als britische Kolonie „Goldküste“ – 1957 unabhängig wurde, vergaß der erste Präsident, Nkrumah, nicht darauf, kulturelle Einrichtungen zu schaffen, darunter das „National Symphony Orchestra“. Ghana schloss sich den „Blockfreien Staaten“ an und unterhielt in diesem Zusammenhang engere Verbindungen zu Titos Jugoslawien.

Dem Orchester geht es inzwischen nicht sonderlich gut. Das ist in der Ausstellung der Serbin Katarina Zdjelar im Salzburger Kunstverein zu sehen. Die Instrumente sehen abgenutzt aus und die Musiker sind sehr müde. Es kann passieren, dass sie bei den Proben einschlafen. Denn sie müssen alle einem Beruf nachgehen. Katarina Zdjelar machte aus den Umständen ein schönes poetisches Projekt.

Der Hauptsaal des Kunstvereins ist wieder einmal abgedunkelt, was die Orientierung zunächst erschwert, aber die Wirksamkeit der Videos erhöht. Der musikalische Aspekt der Proben ist ist für Katarina Zdjela nicht wichtig, wichtig sind die Detailaufnahmen, etwa von Fingern, die die Baßseiten in Schwingung versetzen, aber auch der Gesichtsausdruck der Musiker. Dass die Instrumente teils marode sind, ist nicht zu übersehen.

Die zentrale Videoarbeit ist vom Ausdruckstanz Dore Hoyers inspiriert. Sie widmete ihre erste Arbeit nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 der antifaschistisch engagierten Künstlerin Käthe Kollwitz. Katarina Zdjela reduziert die Darstellung der Tänzerinnen auf deren Arme und Hände. Es ist aber keine Reduktion, sondern im Gegenteil eine Steigerung des Ausdrucks. Auch mit der Bodengestaltung spielt Katarina Zdjela auf Käthe Kollwitz an.

Besonders eindringlich ist die Wirkung eines dritten, in Warschau entstandenen Videos, in dessen Mittelpunkt eine junge Sängerin steht. Sie singt unter anderem Rachmaninoff und Schubert. Aber das ästhetische Erlebnis wird durch die abrupte Fragmentierung der Werke bewusst „gestört“. Wegen ihres stahlharten Blicks fühlt sich der Betrachter fixiert wie das Kaninchen vor der Schlange.

Das Kabinett im Künstlerhaus wurde von dem Wiener Nick Oberthaler wie ein Buchladen gestaltet. Oberthaler ist Mitglied er Initiative „Black Pages“, die sich intensiv mit dem Thema „Kunstpublikationen“ beschäftigt. Die Gruppe bringt Hefte heraus, von dem jedes einem Einzelkünstler oder einer Einzelkünstlerin gewidmet ist. Im Kabinett sind diese Hefte auf Halterungen platziert, die von der Decke hängen. Jedes Heft ist für zwei Euro zu erwerben. An den Wänden lehnen Buchregale mit publizistischen Erzeugnissen, die in abseits vom Mainstream in Kleinauflagen unter die Leute kommen. Black Papers stellt sich als sympathische engagierte Gruppe dar, die Neugier weckt und den Horizont von Kunstinteressierten zu erweitern hilft.

Katarina Zdjelar, „Vladimir“; Black Pages. Bis 8. Juli im Salzburger Kunstverein – www.salzburger-kunstverein.at
Bilder: Salzburger Kunstverein / Andrew Phelps

 

 

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