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Strenge Un-Ordnung

GALERIE RUZICSKA / CHRISTIAN HUTZINGER

13/05/10 Eine Spindel und drauf gesteckte Holzscheiben. So etwas gehört zum Muss an traditionellem Spielzeug, es fehlt in keinem Kinderzimmer. Christian Hutzinger scheint von diesem Ding für sein Leben - oder zumindest für den gegenwärtigen Lebensabschnitt als Künstler - geprägt zu sein.

Von Reinhard Kriechbaum

Einmal schon, 2007, hat der 1966 geborene Christian Hutzinger solche Dinge in der Galerie Ruzicska gezeigt. Die Bilder sehen aus, als ob ein solches Spindel-Spiel, pädagogisch zweckentfremdet, inmitten auseinander geschnitten wäre. Im Gegensatz zum Steckding, das pädagogisch wertvoll ist und die lieben Kleinen anleiten soll, die Scheibchen der Größe nach zu sortieren, sind die hülsenartigen Objekte, die in der 2D-Version übrig bleiben, oft gleich groß. Es ergäben sich keine Pyramiden. Manche der Farbflächen ragen unbotmäßig hinaus, andere sind dicker als ihre Nachbarn. So kommt die Fantasie nicht zu kurz. Auch deshalb nicht, weil die Flächen unterschiedlich gefärbt sind.

Analytische Geister könnten auf die Idee kommen, die Dinge den Farben nach zu schlichten. Aber wahrscheinlich hat der Wiener Künstler ohnedies schon Vorarbeit geleistet. Christian Hutzingers Bild-Erfindungen scheinen schon seriell vorprogrammiert. Aber ach! Manchmal kommt etwas durcheinander. Da kippt ist das eine oder andere Blättchen heraus, es gekippt aus der schönen Ordnung und hängt schief da.

Wer sich nicht mit Kinderzimmer-Assoziationen begnügt, könnte die Formen auch als Kapseln oder gar Bücher deuten. Von „Behältnissen für Geschichten“ spricht Christian Hutzinger. Und in einem Kuratorentext kann man von „Bildzeichen mit großem erzählerischen Potenzial“ lesen.

Es hat sich etwas verändert seit 2007: Damals waren die Hintergründe dunkel, jetzt sind die Acrylarbeiten weiß grundgetönt. „Beinahe könnte man sagen, die weiße Farbe, die zuvor zum Mischen und Abschwächen der starken Buntwerte eingesetzt wurde, habe sich nun in den Hintergrund zurückgezogen.“ - Wirkt also schon, das erzählerische Potential, zumindest beim Schreiber des Pressetextes! „Mit feiner Ironie verweisen die Werke auf die Fragilität bestehender Ordnungssysteme. Zugleich aber öffnen sie poetische Freiräume, die sich aus dem Zusammenbruch dieser Prinzipien ergeben.“ Das ist auch trefflich gesagt.

Bis 4. Juni in der Galerie Ruzicska - www.ruzicska.com
Bilder: Galerie Ruzicska

 

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