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Leicht zopflastig

LANDESTHEATER / DAS DOPPELTE LOTTCHEN

10/11/14 Bei der Premiere am Freitag (7.11.) zeigte sich auch die „Generation Selfie“ von den beiden listigen Zwillingen bestens unterhalten – von jenem „Doppelten Lottchen“, das einst schon die nunmehrigen Eltern und Großeltern in ihrer Kindheit begeistert hat.

Von Christoph Piuchler

Nun hat also das Salzburger Landestheater Erich Kästners Kinderbuchklassiker frisch für die Bühne bearbeitet: ein Klassiker mit feiner Staubsicht.

Kaum ist das Saallicht erloschen und hat eine kleine Spielzeugeisenbahn, die gemächlich über die Bühne tuckert, für erste Lacher gesorgt, stürmt schon eine Horde junger Mädchen die Szene. „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nichts wie raus zum Bühlsee“, dichten sie den 50er-Jahre-Hit von Conny Froboess um und liefern dazu eine spektakuläre Seilsprungchoreographie ab. Die gute Stimmung unter den fünf jungen Damen schlägt jedoch um, als Lotte Körner im Ferienlager erscheint. Ist sie doch der frechen Luise Palfy wie aus dem Gesicht geschnitten.

Erst wird die höfliche Münchnerin fleißig gemobbt, doch bald freunden sich die vermeintlichen Doppelgängerinnen an und entdecken, dass sie ein dunkles Familiengeheimnis teilen: Als Zwillinge kurz nach ihrer Geburt getrennt, leben sie mit dem jeweils verschollen geglaubten Elternteil zusammen. Begeistert und erzürnt zugleich, planen sie einen gefinkelten Rollentausch. Statt zu ihrer Mutter nach Wien fährt Luise als Lotte zum Vater nach München und umgekehrt. Trotz aller kleinen Alltagsprobleme lassen sich die Eltern lange täuschen, bis plötzliche Heiratspläne und ein im Ferienlager geschossenes Foto den Plan der beiden, ihre Eltern wieder zusammenzubringen, scheitern zu lassen drohen.

Hanna Kastner und Tina Haas bilden als Luise und Lotte ein zuckersüßes Traumpaar, bei dem die Chemie stimmt. Ob mit Frechheit oder Intelligenz, die beiden wissen einfach, wie man neben den eigenen Eltern auch das junge Publikum perfekt um den Finger wickeln kann. Zudem überzeugen sie bei den musikalischen Zwischenspielen, mit ihren geschulten Musicalstimmen. Regisseur Kurt Schrepfer und Arrangeur Johannes Pillinger haben alte Schlager umgedichtet. Steif und überfordert müssen sich dagegen Gero Nievelstein und Hildegard Starlinger als alleinerziehende Eltern geben, wobei der Papa als umgarnter Dirigent die dankbareren Auftritte hat. Neben Claudia Carus, die als Verführerin, Ferienlagerleiterin und Krämerin glänzen darf, füllen auch Eva Christine Just und Axel Meinhardt gleich mehrere kleine Rollen mit Leben und sorgen für einige Extra-Lacher.

Dass auf dem doppelten Lottchen eine dünne Staubschicht lastet, lässt sich nicht verhehlen. Auch wenn die Geschichte der beiden Scheidungskinder durchaus zeitgemäß ist, stellen viele Details wie etwa der seltsame Fotografenbesuch mit mehrtägiger Wartezeit die Jugend von heute vor kleinere Rätsel. Regisseur Kurt Schrepfer versucht die angegrauten Stellen allerdings nicht zu kaschieren, sondern setzt stattdessen voll auf den Charme der vergangenen Zeit. So steckt er die Mädchen in süße Röcke und zopflastige Frisuren und lässt sie vor einer Postkarten-Kulisse aufspielen, die mit ein wenig zauberhafter Bühnentechnik auch elegante Ortswechsel ermöglicht.

Das junge Premieren-Publikum zeigte sich von der flotten Inszenierung jedenfalls begeistert und wusste sich auch an ungewöhnlichen Stellen zu amüsieren. Kurz vor Ende der gut eineinhalbstündigen Spielzeit traten zwar insbesondere bei den jüngsten Besuchern leichte Ermüdungserscheinung auf, die waren aber beim lautstarken Finale wieder wie weggeblasen.

Aufführungen bis 12. Jänner 2015 - www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Christina Canaval

 

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