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Ein verpatztes Abendessen in Blau, Weiß und Rot

ARGEkultur / DREI MAL LEBEN

24/09/14 Wenn es doch nur so einfach wäre wie in Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“, mit dem seit Dienstag (23.9.) das „Theater der Freien Elemente“ in der ARGEkultur gastiert. Da wird das gründlich verpatzte Abendessen zweier befreundeter Ehepaare einfach zurückgespult und noch einmal in Angriff genommen.

Von Christoph Pichler

Vielleicht kann man ja das eskalierte Gespräch beim Neuversuch in bessere Bahnen lenken. Doch selbst im dritten Anlauf läuft noch vieles schief.

Schon bevor Hubert und Ines erstmals einen Tag zu früh bei Henri und Sonja vor der Tür stehen, ist die Stimmung im Haus gereizt, meldet sich doch der sechsjährige Arnauld ständig mit Geschrei aus seinem Kinderzimmer. Er möchte vor dem Einschlafen erst noch ein Keks, dann die zweite Hälfte eines bereits verspeisten Apfels, ein wenig Schmusen, ein Pumuckl-Hörspiel und schließlich weitere Kekse. Während Papa Henri für den hungrigen Sohnemann Partei ergreift, will Mama Sonja sich lieber in Ruhe ihre Fußnägel lackieren, als dem kleinen Tyrannen weiter Futter zu geben.

Der verfrühte Besuch des befreundeten Ehepaars macht da nur alles schlimmer. Statt sich die Unterstützung seines Astrophysiker-Kollegen wie geplant kunstvoll zu erschleimen, muss Henri erfahren, dass sein wissenschaftliches Comeback und die erhoffte Beförderung durch den Artikel eines Konkurrenten gefährdet sind. Reichlich Alkohol lockert zudem die Zungen der Paare und reißt auch noch die letzten Anstandsbarrieren ein.

Als erste Produktion des „Theaters der Freien Elemente“ ist Yasmina Rezas Stück gut gewählt, will sich doch Regisseurin Gerda Gratzer in ihrem neuen Projekt dem „Gelingen und Misslingen zwischenmenschlicher Verständigung“ widmen. Wobei „den tiefgründigen Rätseln und Sehnsüchten menschlichen Verbundenseins“ besonderes Augenmerk gelten soll. „Freie Elemente wie Querdenken, Humor, Überraschung und Weisheit verflüssigen gewohnte Denkmuster und erweitern den Horizont.“

Für die vier Schauspieler heißt das zum Auftakt, gleich in drei Versionen der selben Rolle zu schlüpfen. So wandelt sich Josef Geigl als Henri vom „Kriecher“ zum „Kämpfer“, Julia Leckner hat als seine Frau Sonja mal die Hosen an, mal auch nur ihren Morgenrock. Albert Weilguny lässt als Hubert erst den arroganten Großkotz raushängen, ehe er mit Engelszungen die Gattin seines Kollegen zu verführen versucht. Anna Paumgartner glänzt in der Rolle der Ines sowohl als schmückendes Anhängsel als auch als stichelnde Plaudertasche.

Neben den Kostümen von Waltraud Roithner unterstützt die von Gratzer konzipierte Bühne das Quartett bei seinen Rollenwechseln. Erst in Blau, dann in Weiß und schließlich in Rot getaucht, verdeutlicht sie die sich ändernden Vorzeichen und Allianzen auf den beiden Couchmöbeln, die gemeinsam mit einem Kunstwerk und zwei Beistelltischen das schlichte, aber effektive Setting für den Psycho-Vierkampf bilden.

Mit Yasmina Rezas „Drei Mal Leben“ hat das neu gegründete „Theater der Freien Elemente“ einen interessanten Start hingelegt. Eine Therapie-Sitzung der besonderen Art, mit einem gut gelaunten Ensemble, viel Humor und der richtigen Dosis Lebenshilfe.

Aufführungen bis 30. September im Studio der ARGEkultur – www.argekultur.at
Bilder: Theater der Freien Elemente / Alexander Gratzer

 

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