Das Scheitern der Betrüger
SALZBURGER STRASSENTHEATER / WIE MAN HASEN JAGT
20/07/14 Klaus Gmeiner hatte in den dreißig Jahren seiner künstlerischen Leitung des Salzburger Straßentheaters bei der Stückauswahl immer eine gute Hand bewiesen. Zugkräftig müssen die Stücke sein, aber niemals platt.
Von Werner Thuswaldner
Gmeiners Ensemble bietet jeweils einen Stil, der zwar, um im Freien eine große Zuschauermenge zu erreichen, zupackend sein muss, sich aber nicht im rein Plakativen erschöpft. Eine bewundernswerte Gratwanderung.
Auch diesmal geht Gmeiners Plan, wie die Premiere am Freitag (18.7.) in Stiegls Brauwelt zeigte, voll und ganz auf. Die Farce von Georges Feydeau, „Wie man Hasen jagt“, hat alle Voraussetzungen, das Publikum über eine Stunde lang aufs Beste zu unterhalten. Die Freude am Spiel der Darstellerinnen und Darsteller teilt sich einem unmissverständlich mit. Der deftige Witz in den Dialogen (Übersetzung aus dem Französischen von Elfriede Jelinek) ist das Eine, die gehörige Portion an Situationskomik das andere. Erstaunlich, wie viele räumliche Möglichkeiten der überaus routinierte und fantasiereiche Bühnenbildner Bernd-Dieter Müller auf der winzigen Spielfläche immer wieder bietet.
Georges Feydeau hatte höchstes Interesse und Vergnügen daran, bürgerliche Doppelmoral bloßzulegen. Monsieur Duchotel geht natürlich nicht, wie er behauptet, auf die Jagd, sondern macht sich auf, seine Frau zu betrügen. Einfach hat es ein Betrüger nicht. Das beweist allein schon die Tatsache, dass er in einer fremden Hose nach Hause kommt. Sie gehört dem Arzt und Gelegenheitsdichter Moricet, der die Frau seines Freundes Duchotel heftig anbaggert. Die törichten Modefaxen, die Feydeau karikiert, sind ein wirksam komisches Element im Stück.
Fast wie im richtigen Leben wird getrickst und vertuscht. Zu den hoffnungslos scheinenden Verstrickungen und einem temporeichen Versteckspiel tragen auch noch Duchotels Neffe, ein Tunichtgut, ein einfältiger Freund und eine scharfzüngige Concierge bei. Aber die Wahrheit kommt zuletzt an den Tag. Die wechselseitigen, durchaus begründeten Vorwürfe bleiben aber ohne gravierende Folgen, denn am Schluss ist Versöhnung angesagt.
Ein typengerechtes Ensemble sorgt für eine plastische Umsetzung. Leo Braune – diesmal mit Schnauzer – als Moricet versprüht Charme oft auch dann noch, wenn er in höchste Not gerät. Ludwig Kaschke als Oberbetrüger Duchotel ist das personifizierte schlechte Gewissen. Ingrid Schaller fasst als seine Frau vergeblich allen Mut, ihm seine Untreue heimzuzahlen. Mark Frankl mischt kräftig als junger, frecher Tunichtgut mit und Peter Josch gibt mit sprachlicher Dialektfärbung den Begriffsstutzigen. Zwischendurch interveniert die französische Obrigkeit unter Kommissär Bridois (Peter Buchta) erfolgreich, um das Durcheinander noch ein bisschen zu vergrößern. Ingrid Schaller gibt mit Angst einjagender sprachlicher Schärfe und Schlagfertigkeit die Concierge, die alle Fäden in der Hand hält.
Die Salzburger Kulturvereinigung wird mit dieser Produktion in den nächsten Wochen rund 20.000 Zuschauern in Stadt und Land großes Theatervergnügen vermitteln.