Jedermann aus dem Home office
KULTUR – VIRTUELL
15/07/20 „Trug man, mit vergehenden Jahren, das Wesentliche dieses dramatischen Gebildes stets in sich, zumindest im Unterbewusstsein, so regte sich allmählich Lust und Freiheit, mit dem Stoff willkürlich zu verfahren.“ So Max Reinhardt. Dieses Willkürliche reizt viele – zum Beispiel den Schauspieler Thomas Mack.
Der Münchner Schauspieler Thomas Mack hat sich den Jedermann über Jahrzehnte angeeignet. Nicht nur mit seinem Ensemble Salzburger Kulturbühne ist er seit zwanzig Jahren einschlägig unterwegs. In der Vita liest sich das so: „Als Thomas Mack 1992 der Ruf ereilte, bei einer Jedermann-Aufführung (zunächst als Teufel) mitzuwirken, ahnte er nicht, wie prägend dieses Engagement für sein weiteres schauspielerisches Schaffen sein sollte. Denn bald stellte sich heraus, dass der damals 27-jährige weit besser für die Titelrolle geeignet war. Es wurde sein schauspielerischer Durchbruch im Chiemgau.“
Ein echter Jedermann-Auskenner also, unermüdlich tätig zwischen Tittmoning und Ruhpolding, auch zwischen St. Michael im Lungau und Oberalm. Aber nicht nur. Zwischen 1992 und 2003 war Thomas Mack in unterschiedlichen Rollen beim Jedermann auf der Festung dabei. Insgesamt sind so über hundert Auftritte zusammengekommen und Macks jedermännische Intimkenntnis hat sich sogar bis Kroatien (dorthin führte schon 1992 eine Tournee) und nach Luxemburg herumgesprochen.
Die Zeit des Corona-Lockdowns haben er und sein Kollege Florian Friedrich genutzt, eine Covid-19-Version des Hofmannstahl'schen Dauerbrenners herzustellen. Die dreizehn Folgen sind in den vergangenen Monaten nach und nach online gegangen. Produziert wurde streng nach Vorschrift, also im Home office. So verführerisch da also auch die Buhlschaft in der Badewanne sitzt – leider nur on screen, so wie die anderen Figuren auch. Gott der Herr, Jedermann, Teufel und Dicker Vetter sind Chefsache. Und die hat einigen Witz. (dpk-krie)