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Alpenpeehshow auf Japanisch

KLEINES THEATER / HOLZERS PEEPSHOW

09/08/20 Heidi, Klara und der Alm-Öhi. Auf Japanisch. Im schnellen Vorlauf. Als Musical auf Amerikanisch. Der Bauer Alkoholiker. Die Bäuerin auf dem Absprung in eine bescheidene Freiheit. Die Tochter spart auf eine Kawasaki. Sprich: In der guten Stube geht es ganz so zu, wie es früher einmal war. Als noch alles besser – vielleicht sogar gut – gewesen ist.

Von Heidemarie Klabacher

Die Aussichten sind trüb. Alles geht automatisch. Sogar der Schlepplift. Der Bauer wird nicht einmal mehr als Hilfskraft gebraucht. Außerdem „zieht“ der Schlepplift sowieso nicht mehr. Die eine verbliebene Kuh im Stall bringt's auch nicht. Die Touristen fahren woanders hin, bleiben neben Holzers idyllischem Hof höchstens mal stehen, um zu pinkeln und ein Foto zu machen.

Daraus entwickeln die Holzers en familie ein Geschäftsmodell, mit dem auch in Hallstadt noch Geld zu machen wäre: Sie beschließen, in ihrer Stube zum lebendigen Fotomotiv für die vorbeikommenden Touristen zu werden. Zuerst statisch, aufgestellt, wie für's Familienalbum, halt nicht für's eigene. Dann szenisch, wie auf der Heimatbühne. Holzers verstehen was vom Theater und erkennen, dass es besser ist, wenn sie ihr Stück nicht selber schreiben. Martha hat da einmal wo mitgespielt. Das gibt die Steilvorlage zu Jakobs Traum, der trotz seines Erfolges alsbald ausgeträumt ist und Klaras großer Rollstuhl-Entsteigungs-Szene aus Heidi Platz macht. Die Kunst muss dem Publikum geben, was das Publikum will. Authentisch muss es sein.

Die Komödie Holzers Peepshow von Markus Köbeli hatte am Samstag (8.8.) in der Regie von Hanspeter Horner Premiere im Kleinen Theater. Anita Köchl als Bäuerin Martha und Edi Jäger als Bauer Hans brillieren als Volksschauspieler im allerbesten Sinn. Sinn für Unsinn haben sie zuhauf. Dafür geht man ins Kleine Theater. Es ist ihr Feinsinn für sehr dunkle Töne, der die Produktion weit über Klamauk und Klamotte aus der Bauerntruhe hinaushebt. Hans und Martha sind ein Ehepaar, das schon nicht mit einander reden konnte, als es noch etwas zu sagen gegeben hätte. Das ist erhellend und tragisch normal. Zum Ausnehmen und Für-blöd-Verkaufen der Touris spielen sie noch einmal zusammen.

Klaus Eibensteiner murmelt wohl gelegentlich auf Japanisch, in der Übersetzung von Yukie Koji, in sein Ziegenbärtchen, legt ansonsten eine stumme aber physisch herausfordernde Performance hin als leichen-starrer neunzigjähriger Großvater. Die Choreographie des Umsetzens des Betagten vom Lehnstuhl an den Küchentisch ist Präzisionsarbeit.

Magdalena Köchl als dessen Enkelin Anna steht für eine ländliche Jugend, der schon vor zwanzig, dreißig Jahren nichts anderes übrig geblieben ist, als auf das Tourismus-Karussell auf- oder dem sich abzeichnenden Wahnsinn von der Schaufel zu springen. In der Rolle der Anna wird die zeitlose Aktualität des Stücks erschreckend deutlich. Das Ablaufdatum von Holzers Peepshow fällt mit dem Schmelzen des letzten Quadratmeters Gletschereises zusammen. Bis dahin werden noch viele Reality-Formate erfunden. Fast vergessen: Die Bühnenmusik mit ihren verfremdeten Jodlern ist grandios!

Aufführungen im Kleinen Theater bis November - www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater / Erika Mayer

 

 

 

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