asdf
 

Arschlochfreie Zone!

ARGE KULTUR / JAHRESVORSCHAU

08/01/20 Wem gehört die Welt? Hat die Natur das Recht, als Rechtsperson betrachtet zu werden und Rechte geltend zu machen? Wie radikal ist finnische Ästhetik? Kann der argeBOT schon vernüftig sprechen? Wenn er noch üben muss, kann man immer noch TV-Serien drehen oder den Klang der Barockstadt ins Glasscherbenviertel übertragen.

Von Heidemarie Klabacher

Feiern ist immer gut und ein Schwerpunkt des Jahres 2020 gilt dem fünfzehnten Geburtstag der ARGEkultur. Des Gebäudes natürlich! Seit 2005 ist die ARGEkultur im Haus in der Ulrike-Gschwandter-Straße. „Das wird 2020 gebührend gefeiert werden“, betont Sebastian Linz: „Und zwar einen ganzen Monat lang!“ Verlost werden etwa zehn Birthday-Flatrates, mit denen die Gewinner alle Veranstaltungen im Oktober 2020 kostenlos besuchen können. Ein Fest des Vereins ARGEkultur oder ein Tag der offenen Tür im Kooperation mit allen im Haus ansäßigen Institutionen gehören zum Jubiläum.

350 Veranstaltung im Jahr, spartenübergreifend mit verschiedensten inhaltlichen Schwerpunkten von Theater, Tanz und Performance bis hin zu hochkarätigen Diskurs- und knallbunten Gast-Veranstaltungen: „Die ARGEkultur ist ein Haus der Vielen, mit einem Programm von Vielen mit Vielen für viele.“ Sebastian Linz umreißt im Gespräch mit DrehPunktKultur das Jahresprogramm 2020.

Ein Schwerpunkt gilt weiterhin Festivals wie dem Open Mind Festival, das heuer die Frage stellen wird: „Wem gehört die Welt?“ Es gehe dabei, so Sebastian Linz, nicht nur um die Frage nach Geld oder nach Besitz in ökonomischer, sondern etwa auch in ökolgischer oder gar geopolitischer Hinsicht. Man wolle weit ausgreifen und in Theorie und künsterischer Praxis Fragen komplexe Fragen stellen, wie etwa: Wem gehört die Erde? „Ist Natur eine Resource oder ist es Umwelt? Kann man der Natur einen eigenen rechtlichen Status geben? Gehört die Erde überhaupt noch den Menschen oder längst schon den Maschnien?“ Wem gehört die Welt? „Eine einfache Frage – viele Themen, Ansätze, Antworten.“ Er und Theresa Serafin wollen mit dem Open Mind Festival anregen, überEigentum und Macht nachzudenken, „wissenschaftlich wie künstlerisch, lustvoll wie intellektuell“.

Ein weiterer Festival-Klassiker ist das Digital Spring Festival im März, das unter dem Titel Stand By von Theresa Serafin gestaletet wird: „Dabei geht es natrülich nicht um den 'An-Aus-Modus' von Geräten, sondern um den digialen Wandel.“ Man wolle zusätzlich zu einzelnen oder zeitlich begrenzten Veranstaltungen in diesem Bereich auch langfristige Medienkunstprojekte umsetzen, „wie etwa unser digitales Projekt argeBOT begleitend zu Veranstaltungen anderer Bereiche“. Man arbeite zusammen mit dem Wiener ChatBOT Start-Up, der BOT „soll wirklich reden können, er kriegt immer mehr Charakter“, betont Sebastian Linz. Da muss man vielleicht noch ein wenig ausholen: „Auf technischer Ebene besteht der argeBOT aus einer Software, die Texte lesen und dadurch lernen kann. Es ist also eine Künstliche Intelligenz. Sein Textkorpus werde von der ARGE ergänzt: „Pro Jahr laden wir etwa dreißig Künstlerinnen und Künstler ein, dem BOT ihre wichtigsten Bühnentexte zur Verfügung zu stellen.“ Diese Texte fließen in den Wortschatz des BOTs ein und sind als dessen Hintergrundarchiv für die User einsehbar. „Vom Gespräch mit dem BOT können die Nutzer auf die Quelltexte dieses Gesprächs zugreifen und treten so direkt mit den Künstlerinnen und Künstlern und deren Inhalten in Kontakt: Genau zu dem also, was auf den Bühnen der ARGEkultur verhandeln wird.“ Ein drittes eigenveranstaltetes Festival, creativeALPS, findet heuer im Oktober statt. Dazu kommen natürlich wieder „Festivals zu Gast“ wie etwa der Tanzhouse-Herbst oder das Literaturfestival oder das stART-Festival.

In Bereich Theater Tanz Performance stehe, so Sebastian Linz, eine größere internationale Koproduktion mit der finnischen Performancegruppe Oblivia in Haus, die „bisher um Östereich einen Bogen gemacht hat“. Das finnische Performance-Kollektiv Oblivia existiert seit zwanzig Jahren und habe eine international einzigartige, „allein aus Improvisationen entwickelte minimalistische Formensprache“ entwickelt. Mit der Produktion verdrängen verdrängen verdrängen kommen Oblivia zum ersten Mal nach Österreich: Es ist eine Koproduktion mit dem Theater Rampe Stuttgart (das 2015 zum besten Off-Theater Deutschlands gewählt wurde) und Teil des dreijährigen TOGETHER-Projekts (2018-2020), in dem die Gruppe Oblivia mit verschiedenen anderen künstlerischen Netzwerken arbeitet. Es wurde schon in der ARGE geprobt, berichtet Sebastian Linz, verdrängen verdrängen verdrängen werde sehr radikal, auch in der neuen Musik.

Ebenfalls im Bereich Medienkunst gibt es weiterhin die Beteiligung der ARGE an dem mit dem ‚European Youth Culture Award’ ausgezeichneten Projekt Schnitt#Stellen zusammen mit gold extra, dem Medialab der Universität Mozarteum und der NMS Lehen. Weiters wird die Gruppe irreality.tv im Rahmen von Exit Ghost mit Salzburgerinnen und Salzburgern Filme und Serienformate drehen: „Die haben das im Brut in Wien schon produziert und machen jetzt Gastspiele und drehen im Stadtraum mit Bürgerinnen Filme: Fragen etwa: Was ist dein größter Wunsch? Schon schon reitet jemand als Cowboy im Wilden Westen in den Sonnenuntergang.

SEID IRONISCH! IM ERNST! ist das Motto des Kabarettprogramms für 2020. „Kabarett ist für uns mehr als Unterhaltung, es dient der kritischen Reflektion, ist meinungsbildend und trägt entscheidend zum politischen Diskurs bei.“ In diesem großen Bereich mit immerhin 39 Veranstaltungen, lege er, so Sebastian Linz, großen Wert darauf, in der männlich dominierte Szene, „recht viele Frauen zu platzieren“. In diesem Sinne: „Arschlochfreie Zone! Mehr spaß für mehr Leute.“

www.argekultur.at
Bilder: www.argekultur.at

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014